Hi!
Ich bin 23, weiblich und nunmehr seit fast einem Jahr mit einer Frau zusammen, die ich über alle Maßen liebe. Sie ist meine erste Freundin und absolut überzeugte Lesbe.
Ich dagegen hatte bis dato nur Beziehungen mit Männern, was mich auch glücklich gemacht hat. Auch hier habe ich geliebt und das über viele Jahre hinweg. Eine (auch rein sexuelle) Beziehung zu einer Frau kam damals nicht in Frage. Zunächst einmal hatte ich damals keine Erfahrungen mit Frauen (wenn auch den Wunsch dazu) und zusätzlich ist es auch verdammt schwer, einem Mann die Gedanken an "flotte Dreier" aus dem Kopf zu treiben.
Ich habe ein wirklich großes Problem mit meiner Sexualität. Ich bin weder Hetero- noch Homosexuell. Und Bi?
Hier ist mein eigentliches Thema: Bin ich Lesbisch, verleugne ich meine heterosexuelle Seite. Andersherum ist es auch mit dem Heterosexuell sein. Nun könnte man ja einfach sagen: Sie ist Bisexuell.
Mal angenommen, ich bin Bi: In homosexuellen Kreisen gelte ich als Verwirrte, weil ich mich nicht entscheiden kann. Also leugne ich jedes sexuell hingezogen sein zu Männern, seit ich an der Seite meiner Liebsten bin (und das vor meiner gesamten Umwelt - es macht die Situation einfacher). Sie würden es nicht verstehen.
Meine Freundin würde mir ein Techtelmechtel mit einem Mann niemals verzeihen. Dennoch bin ich nicht lesbisch (glaube ich zumindest), obwohl sie mich glücklich macht und sie mich einfach unglaublich liebt und unterstützt (das gleiche bekommt sie auch von mir). Hierüber kann ich nicht mit ihr reden. Ich könnte sie auch genausogut sofort verlassen, würde ich auch nur auf die Idee kommen, wieder mit Männern zu verkehren. Ich bin halt 100% loyal zu ihr und würde sie nie betrügen (scheiss ausgedehnter Begriff, die Treue - zumal sie keine Einwände gegenüber anderen Frauen an meiner Seite hat - eine konfuse Sitation).
Ich verleugne mich selbst. Um akzeptiert zu werden, muss ich auf meine Neigungen verzichten und in gewisser Hinsicht meine Freundin belügen. Ich muss mich entscheiden.
Warum kann ICH mich nicht outen und mein Leben führen, ohne mich entscheiden zu müssen? Ich wünsche mir sehr, ich könnte eine passende Schublade für mich finden. Ich beneide Jeden, der so leben darf, wie er es möchte, mit aller Akzeptanz, die zum Freisein nötig ist. Ob als Hetero- oder Homosexueller. Oder meinetwegen was auch immer.
Ich würde mich über Antworten von Menschen beiderlei Geschlechtes freuen, die die Situation von mir (oder auch meiner Liebsten) kennen. Ansonsten: Danke für's Lesen!
Gruß,
FC