Hallo Zusammen,
normalerweise schreibe ich keine Beiträge in Foren. Generell ist das ein Thema über das ich eher ungern spreche. Ich hab zwar schon versucht mit meinem besten Freund darüber zu sprechen aber er konnte mir auch nicht weiterhelfen weil er die Situation selbst so nicht kennt.
Das Problem ist, dass meine Freundin und ich sehr unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse haben. Wir sind nun seit knapp anderthalb Jahren zusammen. Ich bin 26, sie ist 24. In den ersten 2 Monaten lief im Bett gar nichts. Ich habe in dieser Zeit sehr oft bei ihr übernachtet. Sie wollte immer kuscheln und meinen Körper ganz dicht bei sich haben. Natürlich hat mich das erregt und ich hätte auch Lust auf Sex mit ihr gehabt aber diesbezüglich kamen von ihrer Seite keine Annäherungsversuche. Nun war es so, dass Sie Ihre alte Beziehung erst wenige Monate vorher beendet hatte und ich wollte Sie damit nicht unter Druck setzen.
Irgendwann habe ich es dann aber nicht mehr ausgehalten und bin dann doch einen Schritt weiter gegangen. Es war wirklich schön und ich dachte damit sei der Bann gebrochen. Aber danach war wieder ca. 2 Wochen nix los, bis ich dann wieder den ersten Schritt gewagt habe.
Sie hat mir auch zu verstehen gegeben, dass es ihr gefällt. Aber als dann wieder nichts von Ihrer Seite kam, musste ich sie fragen was denn los ist. Ich habe sie gefragt ob sie mich überhaupt attraktiv findet und ob sie von sich aus Lust hat mit mir zu schlafen. Das bestätigte sie mir zwar aber sie sagte auch, dass sie sich nicht traut auf mich zuzugehen. Ich versicherte ihr, dass sie nichts falsch machen kann außer wenn sie einfach nur gar nichts macht. Ich hatte gehofft, dass es sich damit etwas ändert aber an der Häufigkeit ihres Interesses hat sich damit wenig getan.
Mir hat das wirklich zugesetzt, weil ich diese Honeymoon-Phase am Anfang einer Beziehung, in der man die Finger nicht voneinander lassen kann, schon irgendwie vermisst habe. Normalerweise gehöre ich zu den Menschen die sagen, dass Sex in einer Beziehung nicht das auschlaggebende sein sollte. Diese Situation hat mich aber tatsächlich ziemlich frustriet. Ich habe angefangen mich selbst in Frage zu stellen und an ihren Gefühlen für mich zu zweifeln. Zudem kommt, dass sie zu dieser Zeit noch recht viel Kontakt zu Ihren Exfreund hatte. Ich habe mich ernsthaft gefragt ob zwischen den beiden noch was läuft und bin dadurch in einen ziemlichen Strudel aus Eifersucht und Zweifeln geraten. Als die beiden dann Zusammen auf ein Festival gefahren sind standen bei mir fortan alle Alarmglocken auf an.
Sie versicherte mir aber, dass da nix mehr wäre. So sind jetzt die Monate die Monate ins Land gestrichen und insgesamt hat sich bei dem Thema wenig getan. Bis auf zwei kurze Hochphasen. Eine Woche Urlaub und dann noch mal eine Woche etwas später. Ansonsten haben wir ca. alle 2 Wochen Geschlechtsverkehr. Dazwischen liegt dann in der Regel ein maximal zwei mal Oralverkehr oder sie macht es mir mit der Hand. In der großen Mehrzahl der Fälle geht es aber immer noch von mir aus. Eigentlich läuft es dann immer so ab, dass ich anfange mit ihr zu kuscheln, sie zu küssen und ihr Gesicht zu streicheln. Oft ist es dann an diesem Punkt schon so, dass sie darauf nicht eingeht, dann irgendwann von ihrer Seite das kuscheln einstellt, sich wortlos umdreht und schläft.
Wenn ich merke, dass sie doch darauf eingeht, fange ich an ihren Hals zu küssen und dann wandere ich langsam ihren Körper runter und werde nach und nach direkter. Dann fange ich oft an sie oral oder mit den Fingern zu befriedigen. Ich merke wie ihr das gefällt und sie steigt dann auch mit ein. Nur ist das immer ein ziemlich langer Prozess. Spontan und erst recht von ihrer Seite geht da wenig. Dazu kommt dann für mich, dass auch das dann oft nicht auf Geschlechtsverkehr sondern auf einen Hand- oder Blowjob hinausläuft. Ich will gar nicht sagen, dass mir das nicht gefällt. aber trotzdem finde ich es frustrierend wenn ich mit ihr schlafen möchte und sie mir damit aber zeigt, dass sie das anscheinend nicht möchte oder braucht.
Davon abgesehen sucht sie ständig meine körperliche Nähe. Sie hat ein sehr großes Kuschelbedürfnis. Auch wenn ich offensichtlich mit anderen Dingen beschäftigt bin kommt sie an kuschelt sich an mich oder setz sich mir auch manchmal direkt auf meinen Schoss. Anfangs fand ich das sehr schön weil auch ich sehr gerne kuschel. Mittlerweile nervt es mich tatsächlich oft. Weil es manchmal in Momenten ist in denen ich gerade auf etwas anderes konzentriert bin und weil es mich manchmal auch erregt aber daraus selten mehr wird als nur kuscheln.
Mein Problem ist einfach, dass ich das Gefühl habe das mir was fehlt. Abends im Bett liege ich oft neben ihr und hab das verlangen mit ihr zu schlafen. Sie dagegen sitzt im Bett, liest seelenruhig ihr Buch, klappt es irgendwann zu und legt sich schlafen. Ich bin dann manchmal einfach aufgekratzt, kann schlecht neben ihr einschlafen und bin dann tatsächlich am nächsten Tag unausgeglichen und gereizt. Ich selbst hab auch immer seltener Lust die Initiative zu ergreifen. Zum einen weil ich abwarten will bis sie mal von sich aus kommt und zum anderen weil ich so langsam nicht mehr damit klarkomme, dass auch diese Versuche meinerseits wieder wortlos abgeblockt werden.
Am Sonntag musste ich mir dann einfach Luft machen. Ich war an diesem Tag sowieso schon sauer auf sie und hab vielleicht auch deshalb nicht die richtigen Worte gefunden um ihr klar zu machen, dass das ein ernsthaftes Problem für mich ist.
Auf jeden Fall hat sie im ersten Moment nur wütend reagiert. Sie hat mir gesagt, dass es vollkommen normal so ist und ich soll doch mal unsere Freunde fragen wie es bei denen aussieht. Danach hat sie dann erstmal abgeblockt und gar nicht mehr gesprochen. Als ich ihr dann später zu verstehen gegeben habe das mich diese Reaktion verletzt hat und ich da ernsthaft drüber sprechen möchte, hat sie eingelenkt und mir zumindest ein paar Antworten gegeben.
Für sie ist es so wie es ist ausreichend und daher kann sie mir bei meinem Problem nicht helfen.
Damit war das Thema für sie auch abgehakt. Für mich war diese Antwort natürlich nicht sonderlich erfreulich. Ich hab mich dann niedergeschlagen zurückgezogen. Gestern war ich auch noch den ganzen Tag ziemlich down. Als sie dann von der Arbeit nach Hause gekommen ist hab ich mich ins Arbeitszimmer zurückgezogen. Sie hat sich verhalten als wenn nix gewesen wäre. Sie hat schon mitbekommen, dass ich mich offensichtlich nicht wohl fühle aber abends dann wieder im Bett seelenruhig neben mir gelegen und in ihrem Buch gelesen.
Es ist einfach hart wenn der eigne Partner nicht auf die Idee kommt zu hinterfragen wie ich mich eigentlich dabei fühle.
Ich muss dazu sagen dass ich relativ Beziehungsunerfahren bin. Ich hatte davor nur eine richtige Beziehung, die etwa ein Jahr angedauert hat. Mit meiner Exfreundin hatte ich etwa 2 bis 3 mal die Woche geschlafen. Insgesamt war es sexuell sehr ausgeglichen. Obwohl sie damals der Part war der öfter die Initiative ergriffen hat. Es gab zwischendurch auch Tage an denen wir das Bett nicht wirklich verlassen haben. Schlussendlich habe ich mich aber von ihr getrennt und ich habe die Beziehung zu ihr auch nie vermisst.
In der langen Zeit dazwischen als Single hat mich der fehlende Sex nie gestört. Für mich gehören Liebe und Sex schon zusammen. Es gab in dieser Zeit keine Person in die ich mich so richtig verliebt habe und von daher auch niemanden mit dem ich das Bett teilen wollte. Von daher hab ich auch nie erwartet dass das Thema Sex für mich mal zum Problem werden könnte. Aber jetzt in der Beziehung fehlt mir das Gefühl begehrt zu werden und ich habe wesentlich öfter das verlangen mit meiner Freundin zu schlafen als das bei ihr der Fall ist.
Nächsten Monat wollen wir eigentlich zusammen in eine andere Stadt ziehen weil sie dort ihr Studium beginnt. Ich habe dafür meinen Job aufgegeben und stelle meinen Wunsch aufs Land zu ziehen noch für die nächsten Jahre hinten an. Momentan habe ich aber kalte Füße. Es ist schwierig für mich, mich mit dem Gedanken abzufinden, dass es jetzt so bleibt. Und ich frage mich ob ich damit umgehen kann oder es eine Frage der Zeit ist bis ich das Handtuch werfe.
Sind meine Erwartungen einfach zu hoch?
Ich wäre wirklich für jeden Hinweis dankbar der mir helfen könnte mit dieser Situation umzugehen.
Und danke schon mal an alle die sich die Mühe gemacht haben den Post zu lesen. Danke.