Du musst beim Pearl-Index sehr aufpassen, nicht über den Tisch gezogen zu werden
Sehr viele Verhütungsseiten werden von Pharmafirmen betrieben. Die stellen ihre eigenen Produkte gerne besser das als sie sind und die Konkurrenz schlechter als sie ist. Andere schreiben von diesen Webseiten dann ab.
Typisch für solche Angaben von Webseiten, die mit dem Verkauf der Pille ihr Geld verdienen ist PI 0,1 für die Pille. Ich habe viele Studien zur Pille gelesen. 0,1 kam bei keiner dieser Studien heraus! 0,35 war bisher das beste was ich gesehen habe. Ich kenne auch keine Studie, bei der der Nuvaring besser als 0,6 war.
Es gibt eine studie, die dem Kondom ebenfalls 0,6 bescheinigt - trotzdem steht auf diesen Seiten 2.
Dann musst du wissen, dass der Pearl-Index nur angibt, wie viele Frauen in einer Studie schwanger geworden sind.
Viele Faktoren werden beim Pearl-Index nicht berücksichtigt:
Wurden die Paare genau aufgeklärt, worauf sie bei dieser Verhütungsmethode achten müssen?
Wenden die Paare die Verhütungsmethode gewissenhaft an (Pille regelmäßig zur selben Uhrzeit nehmen, Diaphragma 8 Stunden lang in der Scheide belassen)?
Wie häufig haben die Paare Geschlechtsverkehr?
Findet der Geschlechtsverkehr in der fruchtbaren Zeit des Zyklus statt?
Wie ist die Qualität der Spermien des Mannes?
Wie fruchtbar ist die Frau? Ist sie beispielsweise im sehr fruchtbaren Alter um die 20 oder schon 40 Jahre alt?
Zusätzlich spielt es eine Rolle wie lange die Studie tatsächlich durchgeführt wurde. Eine Studie die mit Paaren durchgeführt wird, die diese Verhütungsmethode zum ersten Mal anwenden und die nur wenige Monate läuft, liefert eine höhere Schwangerschaftsrate. Grund für einen niedrigeren Pearl Index bei längeren Studien ist nicht nur die zunehmende Erfahrung der Paare mit der Verhütungsmethode sondern auch, dass alle die Paare, die nicht mit der Methode zurecht kommen, schwanger werden und die Studienteilnahme daher beenden. Um diesen Effekt zu berücksichtigen gibt man die ungewollten Schwangerschaften pro Zyklus im zeitlichen Verlauf als Life-Table an.
Man geht einfach davon aus, dass sich bei einer großen Zahl von Paaren ein guter Durchschnittswert bilden wird. Manche Autoren unterscheiden zwischen einem Methoden-Pearl-Index der nur Paare berücksichtigt, die sich perfekt an die Regeln halten und einem Anwender-Pearl-Index der auch leichte Abweichungen von den Regeln, wie sie in der praktischen Anwendung häufig vorkommen, zulässt. Welche Anforderungen bei der Berechnung des Pearl-Index gestellt wurden, ist in den jeweiligen Studien angegeben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass genau Du in einem Zyklus schwanger wirst, kann also sehr viel höher oder auch sehr viel niedriger sein, als der Pearl-Index angibt. Deswegen ist es wichtig sich genau anzusehen, welche Paare an einer Pearl-Index-Studie teilgenommen haben. Nur wenn diese Paare sich ähnlich verhalten wie Du und dein Partner, ist der Pearl-Index auf dich übertragbar.