Bei der Pille geht es darum, einen ausreichend hohen Östrogenspiegel im Körper aufzubauen, der den Eisprung verhindert. Zu Beginn der Einnahme ist dieser naheliegenderweise geringer als zum Ende der Einnahme / Beginn der Pause. Deshalb ist ein Vergessen in der 1. Woche auch kritischer als in der 2. Woche, wo er praktisch keine Rolle spielt wenn die Pille nachgenommen wird. Naheliegenderweise ist also auch ein Vergessen in der 3. Woche weniger kritisch, insbesondere da er zu Beginn der Woche stattgefunden hat. Durch das Nachnehmen der Pille ist die insgesamt dem Körper zugeführte Hormonmenge auch wieder die selbe und damit auch der Hormonspiegel zum Ende der Einnahme.
Mal rein logisch gesehen: In der zweiten Woche wäre dieser Einnahmefehler völlig belanglos gewesen, dem stimmen hoffentlich alle hier zu. Im Langzeitzyklus, wenn man nach der 3. Woche also nicht in die Pause geht, wäre er auch in der 3. Woche völlig belanglos gewesen. Anders gesagt: Zu Beginn der 4. Woche, wo man sich entscheiden kann ob man in die Pause geht oder die Pille weiter nimmt, ist der Körper noch nicht au einen Eisprung eingestellt. Ein Eisprung wird aber durch ein plötzliches starkes Abfallen des Östrogenspiegels ausgelöst (nach diesem Prinzip funktioniert auch das "Anregen eines Eisprungs" bei Kinderwunschbehandlungen). Eine minimaler Einbruch 6 Tage zuvor, nach dem der Spiegel wieder auf seinen alten hohen Wert angestiegen ist, hat hier keine nennenswerten Auswirkungen. Oder anders gesagt: Wenn die Pille am ersten Tag der zweiten Woche vergessen wird und gerade noch innerhalb der 12-Stunden-Frist eingenommen wird, dürfte das Risiko bereits höher sein als in der 3. Woche nach einer 14-Stunden-Frist. In der Packungsbeilage steht auch eindeutig, dass ein Vergessen in der ersten Woche kritischer ist als gegen Ende der Einnahme.
Naheliegenderweise wäre es absurd, komplexe Tabellen zu veröffentlichen wann in welcher Einnahmephase und mit welchen Vorbedingungen das Risiko wie stark steigt. Deshalb hat man sich auf zwei bzw. drei einfache Regeln geeinigt:
1.) Wird die Pille innerhalb von 12 Stunden nachgenommen, ist alles gut.
2.) Nach 7 korrekt eingenommenen Pillen ist der "sichere Normalzustand" erreicht und ein einmaliges Vergessen unkritisch, solang die Pille in den folgenden 7 Tagen auch korrekt eingenommen wird (leicht zu merken als "7+7-Regel").
3.) Nach 14 eingenommenen Pillen kann man in die Pause gehen und ist in dieser (und der Woche danach, in der man wieder mit der Pille beginnt) weiterhin geschützt.
Ich glaube mich zu erinnern, dass es auch mal eine komplexere Regelung für die 3. Woche gab, wo es auch ok war die vergessene Pille in der 3. Woche noch nachzunehmen. In den meisten Fällen dürfte das Vergessen der Pille jedoch erst nach 48 Stunden bemerkt werden, also wenn man die übernächste nehmen müsste, und da ist die Empfehlung mit der vorgezogene Pause oder dem Durchnehmen eher begründet. Zudem müsste man nochmal in den Beginn der 3. Woche und die letzten 1-3 Tage vor der Pause unterteilen, was die Regeln viel komplizierter machen würde.
Wie gesagt: Es geht den Herstellern vor allem darum, die Regeln möglichst einfach zu halten. Insbesondere da es auch viele Jugendliche (und Erwachsene) gibt, die mit ihrem Kopf ganz wo anders sind und keinen Bezug zu den Vorgängen in ihrem Körper haben. Wer sich aber bisschen mit der Funktionsweise des Körpers und der Wirkungsweise der Pille auskennt weiß, dass eine 14 Stunden verspätete Einnahme zu Beginn der 3. Woche mindestens genau so harmlos ist wie eine 12 Stunden verspätete Einnahme zu Beginn der 2. Woche. Wie gesagt, man könnte das auch komplexer in die Packungsbeilage beschreiben, aber dann blicken die meisten nicht mehr durch.