@aasha108.
Was Du schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Punkt.
Aber ich glaube, dass claudi486 doch noch mal einen anderen Weg versuchen sollte.
Ich selbst habe da ein paar kleine Anregungen gegeben, aber weiß nicht, ob ich damit richtig liege.
Aashas Post hat mich dann hier noch auf ein paar zusätzliche Gedanken gebracht.
10 Jahre ohne erotische Erfüllung hört sich sehr lang an. Aber sie hat doch einmal Gründe gehabt, dennoch diese Beziehung zu führen, ihn zu heiraten und ein Kind von ihm zu bekommen. Also muss sie sich wenigstens ein einziges Mal mit den eigenen Beweggründen auseinandersetzen, warum sie diesen Mann - der ja sonst vielleicht "sonst" ein wunderbarer Mensch ist - lieben gelernt hat.
Stell Dir mal vor, ein Mann würde hier berichten. Seine Frau habe von Beginn der Beziehung an den Sex nur über sich ergehen lassen. Das schon seit 10 Jahren, und jetzt habe er ein Kind mit ihr, jetzt wolle sie überhaupt keinen Sex mehr. Was die ohnehin spärliche Frequenz jetzt lediglich auf 0 reduzieren würde. Bei der Schilderung dieses Mannes würde uns einiges stutzig machen. Dass Frauen nach dem ersten Kind keinen Sex mehr wollen, kommt zwar sehr häufig vor. Aber dass der Mann das von Anfang an seit 10 Jahren so geduldet hat? Einige Frauen hier würden wahrscheinlich sehr abfällig über diesen Mann urteilen: "Was für ein Schlappschwanz". Komischer Kerl. Wieso hat er das 10 Jahre lang mitgemacht und beschwert sich erst jetzt? Offen gestanden, wir halten das bei einem Mann für völlig unmöglich, und wir hielten ihn für ziemlich "unmännlich" und würden ihn das in der Community auch spüren lassen. Vielleicht würden wir die Geschichte nicht einmal glauben.
Bei einer Frau glauben wir das aber. Der Grund ist, weil wir Frauen eine passivere Rolle unterstellen, sozusagen ein Dulden aus Liebe. Von Anfang an. Da hat nunmal die Liebe überwogen, andere Eigenschaften des Mannes waren ihr wichtiger. Was wir damit aber immer noch nicht verstehen würden, ist: Warum nur kommt sie damit nach 10 Jahren? Warum ist der Sex mit ihm jetzt auf einmal so wichtig? Was hat sich geändert? Ist der Hormonstatus durch die Geburt ein anderer? (glaube ich nicht, nur eine theoretische Frage und kleine Provokation, um was rauszufinden). Oder was genau ist anders geworden, wann genau begannen ihre Zweifel und warum? Was war der Anlass?
Es fällt schon so einiges auf, aber es hilft wenig weiter: Beide Eheleute machen sich totalen Stress mit allem Möglichen. Sie fühlt sich nicht nur puncto Sex allein gelassen, sieht aber auch, welchem Druck er ausgesetzt ist. Sie wohnen nebem dem Haus der Schwiegereltern (was für ein familiärer Druck spielt hier auch noch eine Rolle?). Aber die erotische Mangelwirtschaft - um es salopp zu sagen - bestand ja schon von Anfang an und wurde von ihr geduldet. Diese Punkte erklären uns also wenig, aber vermutlich hat sie diese aufgeführt, um ihre allgemeine Leidenssituation zu beschreiben, die ja dann nicht nur den mangelhaften Sex betrifft.
Warum sie die bereits von Anfang an bestehende Situation erst jetzt so betroffen macht und was der Wendepunkt war (nämlich den Mangel und das eigene Leid endlich zu begreifen), ich bin mir sicher, hier liegt der Schlüssel zu vielem (wenn auch nicht zu allem, von ihm wissen wir zu wenig).
An diesem Punkt kommen wir natürlich ohne claudi486 nicht weiter.
Abschließend noch etwas Grundsätzliches:
Ich bin der banalen Ansicht, dass immer 2 dazu gehören. Der Rat, sich zu trennen, ist mir zu einfach. Immerhin liebt die Teilnehmerin diesen Mann, das ist viel wichtiger als die wirtschaftliche Abhängigkeit oder dass sie ein Kind haben. Aber das Gesamtpaket ist schon beeindruckend. Da kommt eine Frau nicht so einfach raus. Gut, wir könnten sie dazu ermutigen. Aber ich glaube, dass das zu übereilt wäre, solange sie diesen Mann noch liebt. Es wird so noch nicht funktionieren.
Außerdem gehören immer 2 zu der Situation. Er scheint sich über soviel nicht klar zu sein. Offenbar reflektiert er die Rolle seiner Frau überhaupt nicht. Auch bei ihm gibt es vielleicht einen erheblichen Leidensdruck, von dem wir hier nichts wissen. Natürlich könnten wir uns bequem zurückziehen und sagen, hier im Frauenforum schauen wir uns nur die Frauenseite an. Nichts wäre verfehlter, da könnten wir ja gleich ins Nonnenkloster gehen. Nein, wir müssen schon die gesamte Paarsituation betrachten. Es sei denn, wir wollten Hetero-Beziehungen gleich von Anfang an verteufeln oder würden der Ansicht sein, der Mensch "Mann" habe für uns Frauen immer 100prozent zu funktionieren. Sonst jagen wir diesen Typ Mensch zum Teufel.
Ich habe schon so ein paar Dinge dazu geschrieben, dass er möglicherweise ein falsches Frauenbild hat.
Wenn wir nun beide zu einer Paartherapie bekommen könnten, wäre schon mal ein Anfang gemacht. Möglicherweise wäre diese Therapie für beide eine Erlösung. Auch für ihn, weil er endlich mal realisieren würde, was ihm selbst entgeht und woran es bei ihm mangelt (körperliche Probleme sind natürlich was ganz anderes. Davon wissen wir nichts). Wenn er natürlich so selbstherrlich ist, zu glauben, "bei mir ist alles in Ordnung", ist die Sache schon halb verloren.
Mehr können wir hier nicht tun. Wir können und dürfen eine professionelle Beratung nicht ersetzen!