Ich liebe meine Frau, jetzt hab ich mich aber in einen Mann verliebt, und meine Frau findet das gut
3. Teil
Der Seitensprung
Also, ich kam aus dem Aufzug, und da stand er, mein Schäferstündchen namens Gerd. Er sah gut aus in seinem seidigen schwarzen Hausanzug. Er roch nach Aramis, dem etwas herben, erregenden Aftershave.
Gerd umarmte mich bereits im Treppenhaus, zog mich aus dem Lift, quer über den Gang in sein Appartement, machte die Tür zu und begann mich stürmisch zu küssen.
Ich muss gestehen, auch ich hatte es irgendwie eilig, denn die ganze Situation war hochgradig erotisierend und antörnend.
Also, wir stürzten uns regelrecht aufeinander, küssten uns, zogen uns gegenseitig mit fliegenden Fingern die ersten Klamotten aus, streichelten, küssten, lutschten, massierten, alles gleichzeitig. Landeten irgendwie im Wohnzimmer.
Auf einem niedrigen runden Tischchen ein Sektkühler. Gerd füllte zwei Gläser, wir stießen an. Küssten uns langsam in Richtung Schlafzimmer.
Und das hat mich ja erst einmal umgehauen. Im ganzen Schlafzimmer indirekte Leuchten und Spiegel. Oben an der Decke, schräg an der Wand von unten, an allen Seiten. Der Deckenspiegel war riesig groß, so ein Ding, das alles ein bisschen vergrößert zeigt. Ich dachte noch, ob er sich bei seinen diversen One-Night-Stands ständig bewunderte in diesen Spiegeln. Aber dann ging die Post ab. Wir vögelten, was das Zeug hielt. Er hatte nicht vermutet, dass ich ihn dermaßen fordern würde. Ich habe ihn fertig gemacht. Ich sage nur, voll auf drei Kanälen. Damit hat er nicht gerechnet, aber damit habe ich ihn geknackt. Ich glaube nicht, dass er mich jemals wieder anmachen wird, ich bin für ihn erledigt.
Das also war damals, vor ungefähr sechs Jahren der Auftakt zu unserem fidelen Sexualleben, das uns beiden nach wie vor sehr viel Spaß bereitet, und auch unsere Beziehung ungemein bereichert. Von diesem Tag an pflegten wir beide immer wieder mal einen mehr oder weniger leidenschaftlichen, stürmischen, heißblütigen Seitensprung, von dem der andere anschließend in allen Farben geschildert bekam, wie er sich abgespielt hatte. Unsere Gefühle für einander wurden noch tiefer und erquicken uns noch immer.
Bis vorgestern. Da rief mich Brigitte kurz nach Mittag an und fragte, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie heute Abend zu einem Rendezvous ginge.
Ich verneinte natürlich, war allerdings ziemlich überrascht, da solche Geschehnisse in der Regel mindestens zwei Tage im Voraus geplant wurden.
Wo gehst du denn hin, fragte ich.
Lass dich überraschen, gab sie zur Antwort. Ich erzähle dir hinterher alles haarklein wie immer. Ich wünschte ihr viel Spaß, fragte aber noch, wo ihr Treffen denn stattfände, da wir uns aus Sicherheitsgründen immer sagten, wohin wir gingen. Brigitte meinte aber, das sei in diesem Fall nicht nötig, ich solle mir keine Sorgen machen.
Ich hatte an diesem Tag keine Verabredung und verbrachte den Abend zum Teil mit lesen und vor dem Fernseher, wo ich auch prompt einschlief. Als ich gegen elf aufwachte, war Brigitte noch nicht da. Ich zappte ein bisschen herum und fand eine interessante Dokumentation, die mich ein bisschen die Zeit vergessen ließ. Als sie zu Ende war, zeigte die Uhr halb eins. Noch immer keine Spur von Brigitte. Langsam wurde ich unruhig. Ich wählte ihre Handynummer, was ich normalerweise nicht tue, da ich sie nicht stören will, wobei auch immer.
Es sprang nur ihre Mailbox an. Ich drückte auf Aus. Wartete weiter. Wählte nach zehn Minuten wieder. Mailbox.
Ich legte wieder auf, um nicht die Leitung zu blockieren, falls sie anrief. Schaltete wieder den Fernseher ein. Sah Bilder, konnte mich aber auf nichts konzentrieren. Meine Nervosität stieg. Ich wählte wieder. Mailbox. Verdammte Scheiße. Jetzt war ich wirklich nervös, befürchtete das Schlimmste.
Es war kurz vor drei, als sich der Schlüssel im Schloss drehte.
Du bist noch wach? fragte sie und fiel mir um den Hals.
Am liebsten hätte ich sie angefaucht, aber letztlich war ich heilfroh, dass sie wieder heil zuhause angekommen war. Sie hatte ein derartiges Strahlen in ihren Augen, dass ich ihr einfach nicht böse sein konnte.
Ich hab mir Sorgen gemacht ...
Aber ich sagte doch, das ist diesmal etwas anderes.
Ich runzelte die Stirn. Wie, anders?
Sie kicherte und fasste mir in den Schritt. Wenn ich dir das erzähle, kriegt dein bestes Stück hier das Sabbern!
Sie nahm meine Hand und führte sie unter ihren Rock zur ... Fühl mal!
Hey, sagte ich, du hast ja gar kein Höschen an!
Nein, das hab ich hier drin, lachte sie und zeigte auf ihr Handtäschchen.
Ich begann in ihrer Spalte zu bohren und stellte fest, dass sie klitschnass war.
Jaaa, hauchte sie, mach weiter, das tut gut.
Dann komm, lass uns ins Bad und dann ins Bett gehen, sagte ich und führte sie Richtung Badezimmer.
Ich möchte mich jetzt nicht waschen, protestierte sie, den Duft will ich noch ein Weilchen behalten. Und du musst mich jetzt ... Ich brauche jetzt deinen Schwanz. Nimm mich richtig hart ran, nach dieser Softnummer brauche ich das.
Duft behalten? Softnummer? Hart rannehmen? Ich verstand nur Bahnhof, ließ mich aber von ihr ins Schlafzimmer zerren, wo sie mir die Klamotten vom Leib riss. Dann kniete sie sich vor mich hin, präsentierte mir ihren wunderschönen Arsch und sagte mit tiefer, vollgeiler Stimme: ... mich von hinten! ... mich, stoß mich in meine ... so tief es geht!
Und ich tat, wie mir geheißen. Stieß in sie hinein, während sie sich den Kitzler tremolierte. Bereits nach einer halben Minute begann sie zu stöhnen, röhrte, als sie den ersten Orgasmus erlebte, machte gleich weiter bis zum zweiten und dritten. Und das alles in höchstens drei, vier Minuten. Was musste sie Geiles erlebt haben, wenn sie immer noch so aufgedreht war.
Als sie dem vierten Höhepunkt entgegensteuerte, konnte ich es nicht länger zurückhalten. Ich kam. Und zwar mit einer derartigen Menge, dass mein Sperma aus ihr herausrann, als ich mich löste.
Dann war Schluss. Wir waren beide völlig fertig, ließen uns einfach aufs Bett fallen und schliefen binnen weniger Minuten eng umschlungen ein.
Am Morgen machte ich Frühstück, und dabei erzählte sie mir, was sie erlebt hatte.
Gestern um die Mittagszeit hatte bei ihr im Modestudio das Telefon geläutet. Als sie sich meldete, hörte sie eine Stimme, die sie nicht kannte. Und einen Namen, den sie auch nicht kannte. Nicht mehr.
Es war eine Freundin, die sie mit vierzehn aus den Augen verloren hatte, weil ihre Familie nach Australien ausgewandert war. Renate Pohl. Sie waren zusammen im Kindergarten, saßen in der Schule nebeneinander, waren von Kindesbeinen an unzertrennlich. Dann wanderte die Familie Pohl aus, und Brigitte hörte nie mehr etwas von ihnen.
Und gestern plötzlich dieser Anruf. Sie verabredeten sich in Renates Hotel und feierten ihr Wiedersehen im Restaurant.
Renate erzählte ihr, dass ihre Eltern damals zwei Wochen nach ihrer Ankunft in Perth bei einer Tierschau von einer wildgewordenen Rinderherde zu Tode getrampelt worden waren. Renate kam zu einem Onkel ihres Vaters, der sie adoptierte und ihr jeden Kontakt zu Bekannten in Deutschland verbot. Es dauerte nicht lange, da fiel er über Renate her, schlug sie und vergewaltigte sie.
Renate schilderte ein Leben mehr oder weniger in Gefangenschaft, weil ihr niemand dort glaubte, was sie über die Vorgänge auf der Farm erzählte. Renate war nicht die einzige, die er tyrannisierte. Aber die Leute hatten Angst vor dem Despoten, da er in der Region ein großer Arbeitgeber war.
Erst im Alter von zweiundzwanzig gelang ihr die Flucht. Sie versteckte sich im Hafen auf einem Frachtschiff, das nach Sidney auslief, wurde entdeckt und von der halben Crew vergewaltigt. In Sidney sprang sie über die Reling und schwamm ans Ufer.
Nach den vielen Jahren in Australien war sie vor einer Woche in Deutschland eingetroffen und hatte sich sofort auf die Suche nach Brigitte gemacht.
Da wir uns bei unserer Hochzeit darauf geeinigt hatten, dass ich ihren Namen annehme, trug Brigitte immer noch ihren Mädchennamen. So war es nicht sehr schwer, sie ausfindig zu machen.
Die beiden saßen also in dem Restaurant und redeten über vergangene Zeiten, als plötzlich Brigitte auffiel, dass Renate mit ihr flirtete. Zuerst dachte Brigitte, sie hätte sich getäuscht, aber dann kamen immer öfter kleine Bemerkungen, die eindeutig zweideutig waren. Renate nahm häufig Brigittes Hand, streichelte sie, strich ihr über die Wange und dergleichen. Bis Brigitte merkte, dass ihr dieses Flirten zu gefallen begann.
Irgendwann fragte sie Renate gerade heraus.
Sag mal, flirtest du mit mir?
Renate schmunzelte. Ja. Schon die ganze Zeit.
Brigitte schmunzelte ebenfalls. Bist du ...?
Lesbisch meinst du? Ja. Und zwar mit Begeisterung.
Brigitte sah sich um, ob jemand zuhören konnte. Hast du es nie mit einem Mann probiert?
Natürlich. Ich wurde so oft vergewaltigt, dass ich mir schwor, nie mehr kommt mir ein Mann an meine Pussy.
Renate nahm Brigittes Hand. Erinnerst du dich nicht mehr an unsere kleinen Versuche? Damals, mit vierzehn?
Brigitte nickte. Natürlich erinnere ich mich. So etwas vergißt man wohl auch nie.
Und? Wie hat es dir gefallen?
Brigitte sah sich wieder ein wenig verschämt um, ob wohl keiner zuhören konnte. Natürlich hat es mir gefallen, das weißt du doch. Aber das war ... wie soll ich sagen ... kindliches Forschen. Wir hatte ja keine Ahnung.
Nein, sagte Renate leise, wir hatten keine Ahnung, das stimmt. Aber wir hatten Gefühle. Und setzte sie hinzu, wir hatten beide unsere ersten Orgasmen, wenn du dich erinnerst.
Brigitte nickte versonnen. Renate sah sich um, dann sagte sie:
Hier kann man sich nicht richtig unterhalten. Lass uns ein Fläschchen Schampus mitnehmen und nach oben in mein Zimmer gehen.
Wir saßen am Frühstückstisch und Brigitte redete und redete.
Ich muss gestehen, sagte sie, dass mich dann die ganze Situation völlig überwältigt hat. Wir kamen ins Zimmer und öffneten die Proseccoflasche, tranken ein paar Schlucke, und dann ... Es war einfach unbeschreiblich, was mit uns passierte. Wir gingen ab wie eine Rakete. Fielen über einander her, vernaschten uns gegenseitig nach Strich und Faden. Ich weiß nicht, was in diesem Prosecco drin war, kann mich auch nicht erinnern, ob sie mir irgendetwas gegeben hat, aber ich möchte das auf alle Fälle wieder haben. So eine Ekstase hab ich noch nie auch nur annähernd erlebt. Ich kann mich nicht an alles erinnern, aber was ich alles getan habe, ist für eine Dame völlig unangemessen und außerhalb jeder Toleranz, um es mal so auszudrücken.
Nur ich bereue nichts, habe auf diesem Gebiet noch nie auch nur Annäherndes erlebt.
Sie beschrieb derart ausführlich jede Einzelheit, dass uns beiden wieder heiß wurde und wir wieder ins Bett gingen und miteinander schliefen. Aber diesmal ganz anders, als gestern und sonst immer. viel mehr Gefühl und Higebung.
Irgendwann sagte ich: Du hast mir nie erzählt, dass du auch mal lesbische Erfahrungen gesammelt hast.
Ich habe das auch irgendwie völlig vergessen. Oder verdrängt. Es spielte keine Rolle.
Aber jetzt? Spielt es jetzt eine Rolle?
Brigitte richtete sich langsam auf, sah mich ernst an. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
Ja ... aber ...wie war es gestern?
Gestern? Gestern spielte es eine große Rolle, glaube ich ...
Liebst du diese Renate denn?
Brigitte zuckte mit der Schulter, schüttelte leise den Kopf. Das weiß ich nicht. Der gestrige Abend hat mir sehr viel bedeutet.
Und wie war das, als wir heute Nacht miteinander schliefen? Das war ... gut. Es war ... sehr geil, animalisch. Einfach gut.
Eine Weile schwiegen wir beide, hingen unseren Gedanken nach. Dann nahm ich mir ein Herz und fragte: Und wie geht es nun weiter? Kehrt sie wieder nach Australien zurück? Oder will sie hierbleiben?
Ich weiß es nicht, und sie weiß es auch noch nicht. Ich möchte aber, dass du sie kennenlernst und würde sie gerne Samstag Abend zu uns einladen.
Logisch! Das war ja zu erwarten! Mir wäre lieber gewesen, sie würde ohne näheren Kontakt das Weite suchen, am liebsten einen Punkt ganz am anderen Ende der Weltkugel. Australien zum Beispiel.
Tja, das war es dann. In drei Tagen also kommt die Tussi zu uns, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich habe das Gefühl, meine Brigitte entgleitet mir, ich verliere sie. Und zwar an eine FRAU! Ich weiß ja nicht, ob es weniger schlimm wäre, wenn sie mit irgend einem Kerl durchbrennen würde, aber sie an eine Frau zu verlieren, geht mir schon sehr gegen den Männerstolz.
Was soll ich tun? Wer weiß Rat?