Irgendwie brüte ich noch über das Thema, warum sich ein Geschlecht dafür bezahlen lassen kann. Marktwirtschaftlich heißt das ja ganz klar, Angebot und Nachfrage bestimmen die Regeln. Das sieht aber nur oberflächlich so aus.
Der Hauptgrund liegt nicht an einem generellen Mangel von Nachfrage durch Frauen, sondern dass Frauen etwas nachfragen, was sie gar nicht kaufen können.
Ich als Frau könnte mich noch so nach GV verzehren, es muss immer erotisch passen, es muss ein verdammt sympathischer Kerl dranhängen, mit dem ich lachen und weinen und träumen kann. Auch von tollem gemeinschaftlichen Sex träumen kann.
Wenn ich eine dieser Komponenten nicht bekomme, ist auch der Sex gestört.
Tatsächlich bleiben einer Single-Frau nur wenige Möglichkeiten, wenn sich so ein tolles Exemplar nicht sofort findet:
- SB mit Träumen von so einem Typen und bloßes Träumen von Sex. Bleibt reine Triebabfuhr in Gedanken. Ist auf Dauer sehr unbefriedigend. Traurigerweise konsumieren auch immer mehr junge Frauen Pornographie
- aktiv werden und unverkrampft suchen, bis ich den gefunden habe, der für mich in Frage kommt. Aus meiner Sicht die vernünftigste Option. Oder auf ein Wunder hoffen: naja, klappt manchmal auch recht gut.
- Lesen von Büchern, z.B. von Gunda Windmüller, wonach ja eine Frau auch ganz ohne Mann auskommen kann. Ansonsten wird Triebabfuhr über ONS empfohlen. Die Lektüre ernüchtert, und die Ideologie tut zur Genüge etwas, um meine weibliche Sexualität kaputt zu machen. Dann hab ich eben keine Nachfrage mehr.
- käuflicher Sex mit einem ganz schalen Geschmack. Einige Frauen steigern sich in ganz große Illusionen und können nur deshalb Sex mit einem Callboy haben. Aber die meisten Frauen erkennen hier eher eine böse Falle, und es funktioniert für sie so nicht. Daher auch keine Nachfrage.
Und um es klarzustellen: Dass Frauen Sex und Liebe nicht voneinander trennen können, ist auch nicht ganz wahr. Sie können aber Sex und ein bestimmtes Empfinden von Freundschaft und Verstandenwerden und Zärtlichkeit nicht gut voneinander trennen. Ich könnte sogar sagen, für mich als Frau ist genau dieses Gesamtpaket "Sex", und alles andere ist schal und schmeckt nicht gut.
In diesem Sinne können viele Frauen genauso stark unter "Sexentzug" leiden wie manche Männer, aber nur in diesem Sinne. Aber fragt denn jemand Frauen in dem hier angedeuteten Sinn, ob sie darunter leiden? Ich kenne keine geeignete Statistik, die auf diese Zusammenhänge Rücksicht nimmt. Wahrscheinlich weil die Statistiken meist von Männern erstellt werden.
Beispielsweise die Statistik mit den 48% der Singlefrauen, die sich nach Sex sehnen. Es war für mich erstaunlich, dass die Frage lautete, ob mehr der Sex oder aber Zärtlichkeit und Körperkontakt fehlen. Ich suche jetzt nach der Zahl für die Männer, finde sie aber nicht auf die Schnelle. Liegt erheblich höher auf der Sex-Seite, in meiner vagen Erinnerung so zwischen 60 und 70%. Wie ich schon geschrieben habe, hätte ich bei dieser Fragestellung nie damit gerechnet, dass beinahe die Hälfte der Frauen den fehlenden Mangel an Sex mehr bedauert als fehlende Zärtlichkeit.
In der populären Presse wurden diese Ergebnisse jedoch so interpretiert, dass Frauen viel weniger an Sex interessiert seien als die Männer. Dass ein Ergebnis von 48% an sich schon relativ erstaunlich ist (hätte ich nie erwartet) und wir von einem halbvollen Glas sprechen könnten, wurde leider so nicht gesehen.
Hätte die Statistik jedoch die Fragen ganz anders formuliert, wäre ein komplett anderes Bild herausgekommen. Bereits die Fragen entscheiden über die Möglichkeiten von Ergebnissen.
Im übrigen stammt eine der dümmsten Statistiken auf diesem Gebiet ausgerechnet von einer Frau, einer Biologin, die der Meinung ist, dass Frauen aus biologischen Gründen weniger orgasmusfähig seien.
Und noch eine dümmere Statistik stammt von der EU. Da steigt die Anzahl lesbischer oder bisexueller Frauen erheblich (viel mehr als schwule oder bisex. Männer), indem bestimmte Ergebnisse auf die große Zahl von nichtantwortenden Frauen übertragen und entsprechend hochgerechnet wurden. (Es haben doppelt soviele Frauen eine Antwort verweigert als Männer).