Lieber alexx47,
mich hat Dein Beitrag sehr bewegt, denn ich erkenne sowohl mich als auch meinen zukünftigen Exmann in Deinen Worten wieder.
Genau wie auch Ute bin ich der Meinung, dass das Problem bei Euch nicht durch "Wir bringen die Kinder mal unter" gelöst werden kann. Vielmehr denke ich, dass sich bei Euch die automatisch verteilten Rollen innerhalb er Familie so manifestiert haben, dass Ihr einfach den Blick für den anderen als (sexuellen) Partner verloren habt.
Das ist leider in ganz vielen Beziehungen der Fall, aber dass Ihr mit Eurem Problem nicht allein seid, hilft Dir auch nicht wirklich weiter.
Reden, reden und nochmals reden ist hier sicher die einzige Lösung. Ich möchte Dir ein Buch empfehlen, dass "Die Wahrheit beginnt zu zweit" heisst. Der Autor heisst Michael Lukas Möller.
In diesem Buch geht es um den Dialog zwischen Menschen an sich. Hier werden Beispiele gezeigt, die zugegeben teilweise etwas gewöhnungsbedürftig aber trotzdem immer nachvollziehbar sind. Die Regeln, die beide beim Reden einhalten sollten, sind auch verständlich und wirklich leicht umzusetzen, so dass einem erwachsenen Gespräch nichts mehr im Wege steht. Probier's einfach mal aus!
Ich würde Dir gern noch etwas zu der Situation sagen, von der ich glaube, dass Deine Frau sie gerade durchlebt.
Ein Paar hat immer einen gewissen Abstand (oder auch eine gewisse Nähe) zu einander. Je mehr Kinder dazu kommen, desto größer wird der Abstand. Das ist normal und kann auch von beiden Partnern akzeptiert werden, wenn vor der Geburt des ersten Kindes genug Zeit für das Paar bleib.
Irgendwann jedoch drängen die Kinder nach aussen, wollen losgelassen werden. Das ist oft der Zeitpunkt, an dem die Frau wieder darübr nachdenkt, etwas für sich zu tun. Einige suchen sich wieder einen Job, andere engagieren sich zB in der Schule, etc. Und es gibt auch welche, die wirklich Angst haben vor der Zukunft ohne Kinder "Was soll ich nur tun, wenn die aus dem Haus sind?" ist eine Frage, die ich oft höre... "Mein Mann hat seinen Job, ich finde einfach keinen, mein Leben ist zu Ende..."
Auswege aus der realen Situation gibt es viele, aber die innere Situation sieht ganz anders aus. Die Frau hat über Jahre gelernt, dass sie über den Haushalt und über die Kinder definiert wurde. Kein Mann kommt abends nach Hause und fällt vor Begeisterung in Ohnmacht, weil seine Frau den Haushalt im Griff und die Kinder im Bett hat. Verstehe mich nicht falsch, das ist absolut normal, aber auf manche Frau wirkt das wie "Ich bin eigentlich gar nichts wert, keiner lobt mich, Anerkennung gleich Null..."
Ich könnte mir vorstellen, dass es Deiner Frau an Selbstwertgefühl fehlt, denn genau wie auch Ute schrieb, muss man mit sich eins sein, sich selbst lieben um Liebe zu geben. Und Deine Frau liebt sich im Moment vllt. nicht, weil sie einfach das Gefühl hat, dass das, was sie leistet nicht reicht.
Versuche mal, Deinen Wunsch nach Sex für eine ungewisse Zeit hintenan zu stellen. Nimm sie war und behandle sie, als wenn Ihr Euch gerade erst kennen gelernt hättet. Mach Kleinigkeiten (ein Zettel neben dem Kaffeebecher "Ich freue mich auf Dich!", ein kurzer Anruf in der Mittagspause "Wollte nur mal Deine Stimme hören", eine kleine Blume mit einer Praline dran "Es gibt nur wenig, dass süßer ist als Du!"....)
Sollte sie misstrauisch werden (das liegt leider in der Natur der Frauen...;-)) sage ihr ganz ehrlich, dass Du sie als Deine Frau vermisst, dass Du gerade dabei bist, Dich ganz bewusst emotional an den Anfang Eurer Beziehung zu versetzen und dass Du Dich über dieses Gefühl so sehr freust.
Grabe alte Geschichten aus: "Weisst Du noch, als wir uns erst 3 Wochen kannten und mitten in der Nacht am See gesessen haben?..." Damit hilfst Du ihr, die gleichen Gefühle aufzubauen.
Lobe sie und sprich ihr Deine Anerkennung über das, was sie leistet, aus, besonders auch dann, wenn ihr mal mit Freunden zusammen seid. Nicht übertrieben "SCHATZ, das ist ja absolut UNGLAUBLICH, wie Du heute wieder die Fenster geputzt hast!!!" Äh, das kann nach hinten losgehen, aber ich glaube, Du weisst, wie ich das meine! *zwinker* Aber ein Satz wie "Also, ich bin richtig stolz darauf, wie meine Frau den kompletten Haushalt inkl. Kinder, Hund und Garten auf die Reihe bekommt."
Hab keine Angst, das alles mal auszuprobieren und lass wieder von Dir hören!
Viel Glück!
LaCajita
P.S.: Ganz wichtig noch:
Es kann durchaus sein, dass Deine Frau Dir in den Gesprächen heftige Vorwürfe macht. Lass sie gewähren, ich denke, sie hat viel zu sagen über sich und ihre Gefühle. Lass sie weinen an Deiner Schulter und signalisiere nur eines: Ich verstehe Dich, bei mir bist Du sicher, ich werde Dich lieben, auch wenn Du mich im Moment vllt. sogar nicht liebst, ich halte Dich fest!