Wenn ich eine Erfahrung gemacht habe, dann die, dass bei Menschen sehr sehr unterschiedlich ist, welchen Stellenwert sie zB einem Geschlechtsakt beimessen und wie sie sexuelle Handlungen, an denen sie beteiligt sind, wahrnehmen und verarbeiten.
Ich kann dir also nicht sagen, was für dich am besten ist.
Ich kann dir nur sagen, wie ich selbst hinsichtlich Sexualität ticke. Vielleicht hilft dir das gar nicht weiter. Vielleicht stellt mein Umgang mit Sexualität ein Kontrastprogramm dar, sodass du in der Wahrnehmung der Kontraste besser erkennst, wo du selbst stehen möchtest und wie du für dich mit den Dingen umgehen möchtest.
Ich halte Sex und Suche nach einem perfekten Lebenspartner für verschiedene Dinge.
In der Sexualität spielen zwei Bedürfnisse eine Rolle:
Erstens: Ganz allgemein das Bedürfnis danach, mit einem Geschlechtspartner sexuelle Handlungen durchzuführen.
Zweitens: Das Bedürfnis nach sexuellen Partnerschaft und Zusammenleben mit einem Partner/einer Partnerin, der/die bestimmte für wünschenswert gehaltene Eigenschaften hat.
Mit zehn war bei mir alles platt und ich hab kindlich geschlechtsneutral ausgesehen und gern an Tüten mit frisch gebackenen Brötchen gerochen und mich für Mathe und die Gänse von Konrad Lorenz und für Diane Fossey interessiert und mein Stofftier knuddelig gefunden und Jungs hauptsächlich als robuste Sparringpartner für Raufereien empfunden. Außerdem fand ich schon im Kindergartenalter die Tatsache faszinierend, dass Jungs andere Geschlechtsorgane haben als ich und war entsprechend neugierig was diese Geschlechtsorgane anging, und hab gerne bei den heimlichen kindlichen "Zeig-Mir-Deins-Dann-Zeig-Ich-Dir-Meins"-Spielchen mit den Alterskollegen mitgemacht, zB zuschauen wie Jungs im Stehen an einen Baum pinkeln und dafür im Gegenzug die Jungs zuschauen lassen wenn ich in die Hocke ging um zu pinkeln. Interesse an der körperlichen Beschaffenheit des männlichen Geschlechts war da, so richtig rollig war ich dabei aber nicht.
Dann ging es radikal schnell. Mit zwölf hatte ich 90C, war mein Menstrurationszyklus im vollen Gange, hatte ich Taille und Hüften und Beine einer erwachsenen Frau, und bin von vielen Leuten für über 18 gehalten worden. Ich bin in meinem Leben nie beim Einkauf von alkoholischen Getränken nach meinem Alter oder einem Ausweis gefragt worden. Meine gleichaltrigen Freundinnen schon. Ich wurde in Discos/Clubs durchgewunken während meine gleichaltrigen Freundinnen draußen bleiben mussten weil man merkte, dass sie zu jung waren. Meine Hormone sind Amok gelaufen und ich fand athletische Männerkörper richtig interessant.
Da gabs Tage, an denen ich läufig war wie eine Hündin und an nix anders denken konnte als wie es wäre wenn ich mich jetzt an einem gut trainierten Mann mit markantem Gesicht schubbern könnte. Hitze im Hochsommer hat nochmal einen drauf gesetzt. Das war ein körperlicher Drang nach sexuellen Handlungen. Da stand eindeutig das Bedürfnis nach sexuellen Handlungen zusammen mit einem gut aussehenden Mann im Vordergrund. Der Gedanke an Partnerschaft war für mich uninteressant. Innerlich/mental war ich nicht auf die Seinszustände vorbereitet, die da über mich hereinbrachen, und deshalb hat mich das voll mitgerissen ohne dass ich damit hätte sonderlich reflektiert umgehen können.
Mit dreizehn habe ich, als wir im Sommer 36 Grad im Schatten hatten, weil ich Sex haben wollte, mein erstes mal herbeigeführt indem ich abends zum Hochschulsport ins offene Zirkeltraining gegangen bin, wo niemand mein Alter hinterfragt hat, und mir einen Studenten, der mir gefallen hat, 23 Jahre alt, ausgeguckt und ihn dann systematisch verführt habe. Er hielt mich für älter, was man ihm nicht verdenken konnte, und mir war damals nicht bewusst, dass man das, was ich da abziehe, Verführung nennt. Ich war so rollig, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es vermutlich trotzdem gemacht. Also eine Art One-Night-Stand, initiiert dadurch, dass ich ihm auf die Pelle gerückt bin, bei dem uns beiden klar war, dass wir keine lange Beziehung wollen. Die körperliche Nähe, Massieren, Ablecken und Küssen, gegenseitiges sexuelles Stimulieren, seine Brust- und Bauchmuskeln etc, und die Durchführung des Geschlechtsakts haben sich sehr gut angefühlt. Um Kontrolle über das Geschehen zu haben, war ich in der Reiterstellung oben, weh getan hat es nur ganz kurz, und ihm hat es offenbar auch sehr gefallen, wir hatten beide unsere Höhepunkte, und danach war ich schön entstresst und gelöst, und abgesehen davon dass es nicht mehr weh tut empfinde ich Sex bis heute so. Mir ging es dabei nicht darum, den perfekten Lebenspartner auf ewig an mich zu binden, sondern ich war von meinem Hormonhaushalt her bereit und aus auf einen lustvollen Geschlechtsakt und darauf, ein gutes körperliches Erlebnis zu haben. Und das hatte ich. Von daher bereue ich es nicht sondern fand/finde es durchaus wiederholenswert. Auch wenn es nicht der eine ganz besondere Lebenspartner auf ewig war, sondern ein Mann, den ich an dem Tag von seiner Ausstrahlung her scharf/sexuell attraktiv fand, was auf Gegenseitigkeit beruhte.
So. Jetzt weisst du, wie ich diese Dinge für mich aufdrösle.
Inwiefern dir das etwas nützt, kann ich nicht beurteilen, ich denke aber, dass es dir eher wenig nützt, denn von dem wenigen her, was du über dich geschrieben hast, habe ich den Eindruck, dass Sexualität bei dir einen ganz anderen Stellenwert hat als bei mir. Nicht unbedingt einen höheren oder niedrigeren, aber einen anderen.