tika_11857853Keine Ursache. :)
Ein Trauma ist keine zwingende Voraussetzung dafür, dass man keinen Sex will. Das ist ja das Tolle daran, wenn man einen wertfreien Begriff für diesen Zustand des Sich-nicht-sexuell-angezogen-Fühlens zur Verfügung hat. Es ist keine Störung oder Krankheit. Es ist einfach deine Wahrnehmung (die eben auch von vielen Menschen geteilt wird) und das MUSS in Ordnung sein. Ein Partner, der das nicht respektiert oder bei der Stange gehalten werden muss, macht etwas falsch.
Wir leben in einer stark von den Medien beeinflussten Gesellschaft, die einem (vor allem als Frau) suggeriert, dass es nicht normal ist, keinen (heterosexuellen) Sex zu wollen, und zwar auf bestimmte, vorgeschriebene Weisen. (Missionarstellung z.B. MUSS toll sein, selbst wenn viele Frauen gerade davon schon aus logistischen Gründen überhaupt nix haben.)
Wir leben leider auch in einer Gesellschaft, die gerade Frauen (aber auch männlichen Mitgliedern bestimmter Minoritäten) systematisch beibringt, dass "Nein" sagen und auf die eigene Wahrnehmung und die eigenen Bedürfnisse zu achten grundsätzlich nicht gut ist, vor allem wenn die eigenen Bedürfnisse denen des Partners widersprechen. Das wäre dann die Situation, wo du das Gefühl bekommst, dass Sex Pflichtprogramm ist obwohl du ihn als unangenehm empfindest.
Meine Frau und ich haben an diesem Problem lang zu knabbern gehabt. Und es ist immer ein Problem, wenn ein Partner sexueller ist als der andere, ganz egal, wo auf dem Asexualitätsspektrum sich beide befinden. Über Sex kann man wunderbar und lange und ausführlich streiten.
Aber die Lösung kann NIE sein, dass du Dinge tust, die du von Grund auf nicht willst. Du KANNST natürlich entscheiden, dass du deinem Partner mal "was Gutes tust" und dich gegen deiner Empfindung auf Sex einlässt, aber, ganz ehrlich, ich als Partner würde nicht mit jemandem schlafen wollen, der dies nur mir zuliebe tut und selbst nichts davon hat und ich misstraue Menschen, die kein Problem damit haben wenn die Partnerin oder der Partner nur so "daliegt" und sich eigentlich nur für sie "aufopfert". Da stimmt für mich etwas im Bereich der Empathie und der Kommunikation nicht.
Ich muss als Partner aber natürlich auch wissen, dass mein Gegenüber so empfindet, d.h. ich bin auch abhängig davon, dass mir mein asexueller Partner sagt, wie er/sie fühlt, d.h. dass man als Frau unter Umständen erst einmal lernen, bzw. sich dran gewöhnen muss, die eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen und diese auch in Worte zu fassen.
Dafür hat mir persönlich die Bezeichnung "asexuell" sehr geholfen. Sie sagt: So bin ich. Du bist anders? Okay, lass uns einen Kompromiss finden, der nicht nur auf meine Kosten geht.