Ach je, schon wieder ...
So, Leute, hier ein Exkurs, damit der Tanz um die Vorhaut zu einem Ende kommt.
Es mag religiöse 'Gründe' (eher Rituale...) geben - die zu deren Einführung nicht einmal unberechtigt erschiebnen - oder auch individuelle Vorlieben.
Gründe der Hygiene oder Medizin gibt es nach diesem Text nicht. Etwas gekürzt, das Original stammt von Desmond Morris.
'Nachdem die männliche Beschneidung zunächst im Nahen Osten zur anerkannten Tradition geworden war, brauchte der alte Glaube nicht unbedingt weiterzuleben. Die rituelle Verstümmelung breitete sich immer mehr aus.
...
Im Lauf der Jahrhunderte wurden statt der religiösen immer mehr pseudomedizinische Gründe angeführt. Der Besitz einer Vorhaut verursache masturbatorische Geisteskrankheit, Inkontinenz, Epilepsie ... . Solche absurden Ideen führten gar zur Bildung einer Orifizialchirurgie, die sich ausschliesslich der Modifikation von Genitalien zur Verhinderung von Geisteskrankheiten widmete.
Als dieser Unfug endlich aufhörte, setzte eine Krise ein. Welchen Grund sollte man jetzt für die Verstümmelung der Genitalien anführen? Die 'Wissenschaft' half. In 'The Lancet' 1932 stand:_ Vorhaut verursacht Krebs. Prophylaktisch wurden daher bis in das Jahr 1976 in den USA bis zu 87% der Knaben beschnitten.
Spätere Untersuchungen zeigten: Smegma enthält nichts karzinogenes (anm. des Schreibers ... evtl Papillomaviren ...??). Auch Frauen, deren unbeschnittene Männer Kondome benutzten erkrankten nicht häufiger oder weniger häufig an Gebärmutterhalskrebs als Frauen beschnittener oder unbeschnittener Nicht-Kondombenutzer. Auch der Vergleich mit Prostatakrebs zeigte keinerlei Bestätigungen für oder gegen die eine oder andere Praxis.
Mit allen Risiken der Beschneidung wurde diese Praxis trotzdem immer weiter fortgesetzt: Es kam zu Blutungen, Geschwüren der Harnröhre, Operationswunden und lokalen Infektionen.
Immer noch wurde munter weitergemacht. Nach der Einführung des National Health Service in Grossbritannien wurde die Beschneidung nicht mehr oder nur noch bei medizinischer Indikation bezahlt - und ging auf nicht einmal mehr 1% zurück. Nachdem vorher von Medizinern oft dazu geraten und durchgeführt wurde. Zur gleichen Zeit wurden in den USA - wo 'Gesundheit' zu einem grossen Teil privat finanzierte Sache ist - 80% der männlichen Kinder (aus 'medizinischen' Gründen) beschnitten. Für damals etwa 200 Mio USD. Die Götter, die das Opfer der Vorhaut verlangen, sind weniger heilig als geschäftstüchtig.'
Vielleicht sollte man das Thema ad acta legen. Bis es vielleicht fachlich Neues gibt. Und sich nicht aus persönlichen oder weltanschaulichen Gründen in missionarischen Eifer für die gnadenlose Verfechtung der eigenen Ideen treiben lassen. Die Rechthaberei, dass das Eine in jedem Fall 'besser' oder 'schöner' sei als das Andere wird langsam entsetzlich öde.
'Musste ja nicht lesen.'
Nö.
asteus