patty_12048689Zwickmühle
Liebe/r Crystal06,
mir ist es sehr verständlich, dass Du in der Zwickmühle steckst entweder dem zu folgen, was Dein Inneres mit immer stärker werdendem Drängen in Dir versucht, Dir bewußt zu machen und dass Du andererseits Angst davor hast von denen, die Dich bis jetzt anders sehen nicht mehr genug Aufmerksamkeit zu bekommen, weil Du meinst, sie würden sich dann von Dir distanzieren.
Ich habe eine andere Erfahrung gemacht und möchte Dir davon schreiben, weil es Dir vielleicht hilfreich sein könnte zu sehen, das Deine Ängste größer sind als der wirkliche Anlass.
Also ich habe drei Kinder, war 17 Jahre verheiratet, hatte einen Freund und habe mich in eine Frau verliebt. Und es ist nicht so, dass es mir leicht fiel. Das erste Problem bestand darin zu bemerken, dass ich zwei Menschen gleichzeitig lieben kann ohne mich schuldig zu fühlen, nicht jedem gerecht zu werden. Es ist ja so weit verbreitet, dass Treue zum Alleinbezug zu einem Partner als Wert-Kriterium für die Wertschätzung eines Partners angesehen wird. Allerdings steckt dahinter, dass es nicht um den alleinigen Bezug geht, sondern um die Wahrhaftigkeit der Empfindungen für einen Menschen - wie oft habe ich meine Empfindungen platt gemacht, nur weil ich meinte, dass das unrecht sei!
Ich finde es n.i.c.h.t ok, sich selber zu verurteilen, wenn man Empfindungen in sich spürt, die einfach nur da sein wollen. Das hat nichts mit Besitzanspruch zu tun, nichts mit Treulosigkeit, nichts mit Flatterhaftigkeit, nichts mit abnorm sein, nichts mit Krank sein, sondern nur damit sich selbst und die eigenen Empfindungen ernst zu nehmen und wichtiger als alle Werturteile der Umgebung - denn die machen weder glücklich noch unglücklich. Glücklich macht es sich zu erlauben das zu fühlen, was man fühlt - nicht erst die Verwirklichung einer Sehnsucht. Unglücklich macht das Unterdrücken und sich selber in Gedanken einen Kopf kürzer machen wegen der eigenen Gefühle. Wieviele sind unglücklich, weil sie dem Leben nicht zutrauen, dass sie ihre Sehnsucht und ihr liebevolles Empfinden einfach empfinden=erleben dürfen? Und Empfinden meint ja noch lange nicht andere dazu zu zwingen mit einem gemeinsam zu sein.
Wenn Du es Dir einfach mal erlaubst Deine innere Wahrnehmung, also Deine Empfindungen nicht unbewußt schlecht zu machen, sondern Dich darauf einläßt sie genau zu spüren und ganz allein in Dir mit Freude zu erleben, dann wird sich in Dir von ganz allein eine Freude und Kraft bemerkbar machen, die Dir hilft zu dem zu stehen, was Du in Dir empfindest.
Als ich vor der Frage stand, wie ich mit mir (und nur darum geht es) umgehe bei dem Gedanken eine Frau ganz und gar zu lieben, war es sehr befreiend für mich es einfach zu akzeptieren. Und nachdem ich es für mich akzeptiert hatte, habe ich mit meinen Kindern darüber geredet, für die das völlig ok ist, dann mit einigen Freunden und auch mit meiner Mutter - es hat sich nichts verändert im gemeinsamen Umgang. Die Freundin meines Sohnes ist ganz süß, weil sie immer gleich sieht, wenn ich mich mal wieder ganz "durch den Wind und verliebt" fühle und grinst breit, wenn ich rot werde. Es ist völlig ok und nichts wofür ich mich schämen muss - nur das ist meine eigene Haltung dazu und alle anderen gehen damit so um, wie ich in der Lage bin es als selbstverständlich anzusehen - also das ist meine ganz persönliche Erfahrung.
Vielleicht fühlst Du ja mal ganz in Dich hinein und erkennst dabei Deine wirklichen Ängste und bemerkst auch den Mut, den Du zu Dir selber haben kannst )
Liebe Grüße und viel Kraft bei der Schatzsuche
Herzlichst Ute