tyler_12145009Hi beachy,
dieses Hoffen und Warten kannst Du nicht einfach so mit Vorsatz unter Kontrolle bekommen. Er kennt Dich zu gut, würde ein Verbiegen Deinerseits sofort merken.
Du kannst nur versuchen, Deine Zeit anders zu verbringen, d.h. auch mal wieder ohne ihn etwas zu machen, aber nicht um ihn zu verletzen, also auf keinen Fall als "Strafe".
Vielleicht ist es bei ihm so, dass er, wenn er nach Hause kommt (ihr wohnt doch zusammen?) schon ahnt, was Du am liebsten machen würdest. Vielleicht tust Du mal etwas völlig Unerwartetes? Verabredest Dich spontan mit einer Freundin?
Ich persönlich hatte in meiner Ehe immer das Gefühl, nicht nur für das seelische Wohl der Kinder verantwortlich zu sein, sondern auch für das meines zukünftigen Exmannes. Das hat mich schier wahnsinnig werden lassen.
Der Druck war nicht mehr zu ertragen. Sätze wie "Wenn Du mal das und das machen/lassen etc. würdest, würde es mir auch besser gehen" waren an der Tagesordnung. Auch nonverbale Vorwürfe (Muckschnummern, wenn es nicht so lief, wie er wollte) gab es regelmäßig.
Er hat sich über Jahre genommen, was ihm seiner Meinung nach, nur weil wir verheiratet waren, zustand. Er hat mich komplett vereinnahmt, sowohl seelisch als auch körperlich. Druck, den er verbal ausübte, konnte ich benennen, da musste er zugeben, mir Druck zu machen, ich hatte ein Argument und konnte klar sagen "Dieser Satz macht mir Druck/Angst etc".
Viel schlimmer aber war der implizite, der nonverbale Vorwurf. Da hat er immer gesagt "...das war aber nicht so gemeint..." und ich habe immer gespürt, dass es doch genauso gemeint war.
Ich habe über Jahre seine Erwartungen zu erfüllen versucht und bin dabei fast vor die Hunde gegangen. Mich als Mensch gab es nicht mehr, es gab nur noch ihn, seine Karriere, seine Firma, seine Probleme, seine Seele, für die ich alles tun musste, damit es ihm gut geht. Ich zerbrach...
Lange habe ich gebraucht, um den Satz "...tun Sie etwas für sich, was Ihnen gut tut..." zu verstehen. Ich dachte, ich soll an der VHS einen Töpferkurs machen und Aschenbecher auf dem Adventsmarkt verkaufen, was für eine Horrorvorstellung.
Aber es war anders gemeint. Ich habe mich gelöst von der Vorstellung, dass ich verantwortlich bin für ihn. Das war für mich befreiend, für ihn extrem schmerzhaft. So schmerzhaft, dass er sich eine andere (mein beste Freundin ;-)) gesucht hat. Das tat mir sehr weh, aber ich habe diese Situation als Chance genutzt, zu erkennen, dass ich so nicht weiterleben will. In seiner neuen Beziehung lebt er sein altes Muster weiter. Sie tanzt nach seiner Pfeiffe und macht und tut...
Und apropos "Tanzen":
Beziehung ist wie tanzen. Warst Du mal in der Tanzschule? Da übt jeder zuerst seine eigenen Schritte. Und erst, wenn jeder für sich allein seine Mitte gefunden hat, weiss, wie und wo er stehen muss -gestreckt, über links- erst dann kann man als Paar zusammen tanzen und es wird vollkommen aussehen. Nicht-Tänzer meinen, eine Einheit zu sehen, dabei sind es zwei Tänzer, die, weil sie auch sicher allein tanzen könnten, zu einer optischen Einheit verschmelzen.
Ich hatte irgendwann Platz in meinem Herzen, habe jemanden kennen gelernt, der mich so mag, dem ich so genüge, wie ich bin. Er kann sowohl seelisch als auch wirtschaftlich für sich selbst sorgen. Ich kann das für mich auch. Und zusammen sind wir, weil wir den anderen lieben und nicht verändern wollen. So, wie wir sind, sind wir gut für uns selbst und für den anderen.
Warum ich das alles schreibe? Ich möchte Dir zeigen, dass es erstmal auf Dich allein ankommt. Wenn Dir etwas fehlt, ist Dein Partner nicht dazu verpflichtet, es Dir zu geben. Er kann, wenn er dazu in der Lage ist, aber wenn nicht...? Wenn Dein Hoffen und Warten überhand nimmt, so dass Du zu häufig enttäuscht bist, wird er spüren, dass er der Grund ist und wird versuchen, etwas für Dich zu tun. Wenn das aber nicht seinem Naturell entspricht, wird er sich verbiegen, und das geht vielleicht nicht lange gut.
Versuche für Dich einen Weg zu finden, der Deine Lust auf ihn kompensiert. Gehe tanzen oder zum Sport, triff Dich mit Freundinnen und falle erschöpft ins Bett. Du kannst nur signalisieren "Heute bin für Sex einfach zu müde...", wenn Du es wirklich bist und nur so kannst Du ihm Zeit geben.
Ich hoffe sehr, dass ich Dir helfen kann.
LaCajita