Habe da einen interessanten Bericht gefunden
Orgasmusstörungen bei Frauen
von Dr. med. Britta Bürger, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Quelle )
In der heutigen Zeit wird sehr viel mehr über Sex gesprochen als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch die Probleme damit werden eher thematisiert als früher. Dabei spielen bei der Frau zum größten Teil die Lustlosigkeit sowie Erregungs- und Orgasmusstörungen eine Rolle.
Wann spricht man von einer Orgasmusstörung?
Wenn bei ausreichender Stimulation und vorhandener Lust nicht oder nur sehr verzögert der sexuelle Höhepunkt erreicht wird und dies über einen längeren Zeitraum immer wieder passiert, spricht man von Orgasmusstörungen*).
Bei den Orgasmusstörungen der Frau kommen viele Ursachen in Frage. Entsprechend facettenreich ist daher auch die Beurteilung. Wenn Störungen vorhanden sind, ist zu hinterfragen:
Wurde noch nie ein Orgasmus erlebt, oder ist es erst im Verlauf der eigenen sexuellen Entwicklung zu einer Orgasmusstörung gekommen?
Tritt die Störung nur manchmal - abhängig von der Situation - auf , oder ist sie ständig gegeben?
Wird der Höhepunkt auch nicht durch Selbstbefriedigung erreicht?
Bleibt der Orgasmus unabhängig vom Partner aus?
Nach Angaben aus Umfragen gelingt es etwa 26 Prozent der Frauen nicht oder nur selten, den Höhepunkt zu erreichen.
Welche Ursachen können zu Orgasmusstörungen führen?
Körperliche Ursachen: An körperliche Ursachen sollte gedacht werden, wenn eine Frau ohne andere psychologische Gründe plötzlich nicht mehr zum Orgasmus kommen kann.
Neurologische Krankheiten
Folge von Erkrankungen wie Diabetes, Tumoren, Entzündungen
Testosterondefizit, Erkrankungen der Schilddrüse, der Nebenniere und der Hirnanhangsdrüse
Folge der Einnahme von Medikamenten, Psychopharmaka
Folge von Drogen, Alkohol
Fehlende Zuneigung
Fehlende sexuelle Attraktivität des Partners
Unkenntnis über die bevorzugte Technik oder Stellung
Nichtberücksichtigung oder Unkenntnis der gegenseitigen Vorlieben beim Sex
Zu starke Konzentration allein auf den Orgasmus, ohne die Lust zu genießen
Glaube an falsche Sexualmythen (z. B. reifer, vaginaler Orgasmus)
Seelische Ursachen: Sie sind am häufigsten für Orgasmusstörungen verantwortlich, dazu gehören:
Unverarbeitete innere Konflikte
Störung der Persönlichkeitsstruktur
Triebkonflikte
Beziehungsängste
Gewissensängste
Paardynamik
Traumatische Erlebnisse in der Kindheit
Man kann davon ausgehen, dass nicht ein Faktor allein eine Rolle spielt, sondern gerade wegen der Komplexität des weiblichen Orgasmus viele Einzelfaktoren zum Tragen kommen. So spielen sich z. B. Ängste großteils im Unbewussten ab. Es können Erlebnisse aus der Kindheit, Konflikte in der Mutter-Tochter- oder Vater-Tochter-Beziehung eine Rolle spielen. Angst vor dem Kontrollverlust wird als wichtiger Faktor angesehen. Die verstärkte Selbstbeobachtung kann dazu führen, dass der Erregungszuwachs bis zum Höhepunkt gehemmt wird.
Die Grenzen von "normal" und dem Vorliegen einer Störung sind bei den Orgasmusstörungen teilweise recht willkürlich. Die Übergänge sind hier sicher fließend, und es existieren keine klaren Grenzen. Eine Frau kann selbst beurteilen, ob sie sich sexuell zufrieden fühlt oder nicht, unabhängig von Maßstäben, die von anderen oder durch die Medien an sie herangetragen werden.
Was kann man bei Orgasmusstörungen tun?
Wenn eine Frau es als Problem empfindet, nicht zum sexuellen Höhepunkt kommen zu können, so sollte sie sich zunächst bei einem Sexualtherapeuten beraten lassen. Es gibt viele Behandlungsoptionen, die abhängig vom individuellen Problem gewählt werden können. Wichtig ist, dass die Frau im Verlauf der Gespräche mit dem Therapeuten für sich begreift, dass es nicht einen "richtigen" Orgasmus und nur eine "richtige Sexualität" gibt, sondern dass sie selbst bestimmen kann, was richtig ist. Sie kann lernen, wodurch sie sich gut fühlt und wie sie einen Orgasmus erreichen kann.
Gruß