Deine Frage kann man auf mehreren Ebenen betrachten. Nur weil ich als Frau gerne Frauenkörper betrachte oder als Mann gerne Männerkörper, ändert das nichts an meiner sexuellen Orientierung. Das kann rein ästhetische Gründe haben, völlig ohne sexuellen Hintergrund. Selbst die Aussage "Frauenkörper sind erotischer" muss keinen sexuellen Hintergrund haben, wenn eine Frau sich nicht sexuell erregt davon fühlt, sondern es sich nur einfach gerne ansieht.
Homosexuell sind Menschen, wenn sie ausschließlich Sex mit Mitgliedern des eigenen Geschlechts haben wollen, bisexuell sind Menschen, die sich zu beiden Geschlechtern sexuell hingezogen fühlen, dabei wird vielleicht ein Geschlecht bevorzugt.
Die meisten Menschen sind bisexuell, auch wenn viele das nicht zugeben möchten, manchmal auch vor sich selber nicht. In unserer Gesellschaft ist Heterosexualität die anzustrebende Norm, Homosexualität wird geduldet. Bisexualität gilt leider immer noch oft als "pervers". Dazu kommt, dass viele Menschen in einer monogamen Beziehung leben möchten, und da muss man sich nun mal auf ein Geschlecht festlegen. Dennoch können auch monogam lebende Menschen bisexuell sein, sie leben diese Neigung dann eben nicht aus.
Gerade hier im Forum lese ich oft von Männern und Frauen, die gerne den Sex mit einem Mitglied des eigenen Geschlechts ausprobieren würde. Interessant ist, dass Männer gerne betonen, dass sie auf keinen Fall schwul seien, aber gerne mal einen Schwanz lutschen würden. Hier sieht man, wie wichtig es den Männern ist, nicht in diese Schublade gesteckt zu werden. Aus diesem Grund würden viele Männer auch niemals zugeben, dass sie gerne Bilder von Männern ansehen oder diese erotisch finden.
Es gibt bestimmt Frauen, die einen Mann nur als "Versorger" sehen, aber das hat meiner Meinung nach nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Ein lesbisches Paar hat viele Möglichkeiten, eine Familie zu gründen und selber für den Unterhalt zu sorgen.
Die Begriffe "Schwul" und "Homo" haben in manchen Gruppen noch andere Bedeutungen. Manchmal werden damit besonders schrille, farbenfrohe Menschen, Gegenstände oder Verhaltensweisen betitelt, oft ist es abwertend gemeint. Vor allem einigen jüngeren Männer, die sich ihrer Männlichkeit noch nicht ganz sicher sind, ist es besonders wichtig, sich klar vom Schwulsein abzugrenzen, da Homosexualität von ihrem angestrebten Männerbild abweicht.
Wenn man eine gewisse Reife und Lebenserfahrung hat, dann sieht man das ganze viel lockerer. Man hört auf, in diesen Kategorien zu denken. Warum sollte man sich einschränken? Ich tue, was ich möchte, und lasse, was ich nicht möchte. Ich bin ein Mann, und meine Männlichkeit bezieht sich (außer natürlich im biologischen Sinne) auf meine Rolle in der Gesellschaft, in meiner Beziehung und die Entscheidungen, die ich treffe und nicht darauf, mit wem ich Sex habe oder welche Bilder ich erotisch finde.