Erogene Tarifzonen
So, ich habe nun 3 Streifen hin und 3 zurück verballert, um das genauer heraus zu finden.
Wenn ich im Bus auf eine Frau treffe, wie wird sei reagieren, wird sie mich anschauen und wie genau?
Bis zum Nordfriedhof sind nur Jugendliche und absolut ältere Damen anwesend, klar dass die Ladies nach nix mehr gucken, auch wenn ich heute wieder prima aussehe. Erst an der Wertachbrücke kommt ein weibliches Wesen im guckfähigen Alter, nett anzuschauen, kurze rötliche Haare, wache braune Augen.
Sie lässt ihren Blick über die wenigen Fahrgäste schweifen und weil sie gewiss keins der Kids adoptieren will, kann ihr Blick doch nur bei mir hängen bleiben.
Und was macht sie, dieses ignorante Luder, sie schaut mich nicht einmal an, sondern nimmt hinter der Mitteltür und mir abgewandt Platz. Wie willst du mich da sehen, du Trulla?
Am Eisstadion dreht sie sich um. Ah jezz ja, sie ist endlich auf der Suche nach einem netten kernig-männlichen Gesicht – hier!, schau wie i schau, Mädel.
Sie sieht in meine Richtung, hat wohl endlich das rechte Ziel für ihre Augen gefunden, ihr Blick erhellt sich spontan, sie hat einen Entschluss gefasst. Oh, wie lieblich sie doch schauen kann, wie sich ihre Augen an meinen markanten Zügen laben, wie zart ihr Blick mein Gesicht streichelt.
Sie nimmt ihre Tasche vom Nebensitz, steht auf und kommt mit freundlichem Gesicht direkt auf mich zu. Sie geht, nein: sie schreitet trotz des Schlingern des Busses sicher, zielstrebig. Was für eine Frau, was für eine Ausstrahlung.
Der rötliche Engel ist nur noch zwei Schritte entfernt und greift in seine Tasche. Gewiss mag sie noch schnell ihre zarten Lippen nachziehen, im Spiegel das Makeup ihres süßen Antlitzes prüfen, sie will mir gefallen. Sie holt eine Karte aus ihrer Tasche, es wird ihre Telefonnummer sein. Wie die rangeht, was für ein Weib!
Ich rutsche etwas zur Seite, damit sie gleich neben mir Platz nehmen kann, setze mein Sonntagslächeln auf und atme tief ein, dass meine Brust zum Bersten schwillt.
Nun öffnet das himmlische Wesen seine Lippen. Ich höre Worte aus diesem süßen Mund, sie klingen wie liebliches Harfenspiel. Ich versinke in ihre Augen und höre wie betäubt diesen Engel sprechen: „Fahrausweiskontrolle, bitte ihren Fahrschein.“
Stille.
Ernüchterung.
Kanonenschläge in der Brust. Bummbumm. Bummbumm.
Mein Herz droht auszusetzen. Ich ringe um Luft.
Das Luder lächelt immer noch, nein es grinst hämisch und lauert abwartend vor mir, wie eine Schlange auf das Kaninchen.
Ich schaue in ihr hartes Gesicht, sehe ihre verwelkte Haut, ihren verwachsenen Körper. Bestimmt hat sie einen Buckel, diese gnadenlose Kontrollmaschine ohne menschliche Züge.
Ich halte ihr entsetzt meinen Fahrausweis hin, übe stummen Protest gegen diese Verachtung meines männlichen Entgegenkommens.
Ich wäre bereit gewesen für dich ... aber komm mir bloß nicht so!
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Zum Diskussionsthema: Diese Blicke von Männern wie von Frauen, die kenne ich natürlich auch. Es gibt aber immer Leute, deren Blicke man nur als gaffen oder anstarren bezeichnen kann. Im Übrigen finde ich jemanden anzuschauen und die Fantasie wandern zu lassen völlig ok und normal, ob Mann oder Frau.
Gruß
Ulli