Hallo Eiskönigin,
sexualität ist ein ureigenes, grundsätzliches bedürfnis. die sexualität wird durch den trieb bestimmt. dieser entscheidet was wir ästhetisch und anziehend finden. wie sieht es denn mit deinem trieb aus? bist du dir dessen bewußt, welche triebe du hast?
und wie sieht es denn bei dir mit der ethik im schlafzimmer aus? oder wie viel ethik brauchst du im schlafzimmer? ich meine, das ist eine durchaus berechtigte frage, die du dir mal stellen solltest. ethik meint die lehre vom richtigen bzw. falschen handeln. und dann stellst du dir die frage, was richtig ist und was falsch ist. für dich ganz persönlich. und das hat tatsächlich nicht viel mit lust zu tun, sondern viel mehr mit bestimmten wertvorstellungen, welche die eigene sexuellen vorstellungen und wünsche unterdrücken und einengen können.
da gibt es wertvorstellungen, die die eigene sexuelle vorstellung verpöhnen und andererseits werte, die im gegensatz unsere empfindungen überreizen. da hört man vielleicht, sex ist halt einfach nur bäh... wieso? hm.. vielleicht because of eva? man muss sich dabei schon selbst bewusst sein. das hat was damit zu tun... es ist so: ich bin selbst bewußt. bei adam und eva ist das erst nachdem sie vom apfel der erkenntnis gekostet haben, dass sie sich ihrer selbst bewusst, also sich ihrer sexualität bewußt geworden sind und plötzlich wussten sie, was sie taten und sie haben sich dafür geschämt... warum auch immer. und wenn man das hört, kann man schon etwas konstatiert dreinblicken. da fällt es schon schwer seine mitte dadrin zu finden, wenn die gefühle nun mal so sind wie sie sind.
aber wen wunderts auch? schließlich leben wir in einer zeit, in der es völlig normal zu sein scheint, dass sich jemand tierpornovideos aus dem internet aufs fotohandy runterlädt. es ist scheinbar völlig normal, sich das gesicht zurechtschneiden zu lassen und dass sich 11 jährige mädels, aufgestylt als christina aguilera auf die suche nach einem nächstbesten sexualpartner begeben. da ist es schon schwer, seinen eigenen platz in seiner mitte zu finden, in der man auch ruhen kann. und das ist es letztlich, worum es meiner meinung nach hier geht. all das andere ist vielmehr illusion. man kann nun mal nicht mit einer illusion glücklich werden, weil wir das insgeheim auch wissen. sie ist eben wie einen hauchdünne glasscheibe, die jeden moment droht zu zerbrechen. du schreibst, du suchst nach wegen, sexualität zu enttabuisieren? warum hast du die vorstellung von einem tabu, was dir aber ureigen ist, ein teil von dir ist und zu dir gehört? sexualität zählt zu den grundbedürfnissen. es ist so: die hormone fließen im körper. ab dem zeitpunkt ist für uns sexualität relevant. man kann gar nicht gar keine sexualität haben oder sexualität tabusisieren, man kann sich nur dagegen entscheiden.
wenn du aber diese oder jene praktik ablehnst, ist das völlig legitim. du schreibst doch, dass du sexualität durchaus als schön erleben und auch genießen kannst. wieso lehnst du dies ab und suchst nach was, das dir vielleicht gar nicht eigen ist, oder nicht zur zeit mit diesem partner angenhem erscheint?
akzeptiere es doch vielmehr als DEINE sexualität, auch wenn irgendwer anderes sagt, das wär nicht korrekt, was du da für wünsche hast. du hast diese neigungen aus irgendeinem bestimmten grund, deine seele sucht sich in deiner sexualität ein ventil.
allerdings sind es immer wieder bestimmte vorstellungen, die uns hier einengen. eine befreiung davon ist meist die befreiung von herkömmlichen, aufoktroyierten rollenbildern... z.b. brave angepaßtheit, verständnis, sanftmut, hingabe oder auch fortpflanzungsgebundene sexualität.
was verbindest du mit sexualität? was bedeutet es für dich? ich meine, da du seit zwei jahren eine therapie deswegen machst, hat sexualität wohl auch einen grossen stellenwert für dich.. welchen? es ist überaus wichtig, dass du dir diese frage beantworten kannst, um eben zu dem notwendigen bewußtsein zu kommen. ich für meinen teil assoziiere damit verbundenheit, ungezügelte kraft, lust, sinnlichkeit, freifließende ungefilterte gefühle. kannst du dies für dich auch annehmen, eiskönigin?
und jetzt noch was zum schluss: ich für meinen teil denke, dass sexualität eine sehr schöne sache sein kann. aber wenn sich die *liebe* auf einen körper oder nur körperlich beschränkt, ist es nur ein fetisch und kann auch dazu führen, dass energien abfließen, also verschwendet werden und man zunehmend hierbei ausmerkelt. dies kann sein, muss aber nicht.
so braucht sexualität oft einen schutzrahmen, also sowas wie starkes vertrauen zum partner, harmonie, allgemein *beziehung* genannt. so gibt und empfängt man von seinem partner zärtlichkeiten, weil es in erster linie der seele gut tut und nicht weil man gierig auf fleisch ist.
liebe grüsse
cosmic.