Hallo,
ich (26) hab gerade gelesen, dass es vor etwa einem halben jahr bereits eine diskussion zum thema "mein freund ist schwul" gab. trotzdem möchte ich dieses thema an meiner persönlichen geschichte nochmal ansprechen, weil es mir damit gerade ziemlich schlecht geht.
dass mein freund (23) sexuelle erfahrungen mit männern und frauen hatte, war nie ein geheimnis. es war auch immer thema in unserer beziehung, zumal auch ich sowohl auf frauen als auch auf männer stehe. für uns war immer klar, dass es um den menschen geht, und nicht vorrangig um das geschlecht. trotzdem konnte er für sich nie klären, ob er bisexuell ist oder vielleicht doch sogar schwul. für ihn geht es dabei um eine identitätsfrage und ob er vielleicht die ganze zeit seine homosexuellen neigungen verdrängt. er hat bereits in ganz jungen jahren sexuelle erfahrungen mit anderen jungs gehabt (internat), und man kann zum teil auch von sexuellem missbrauch sprechen. in einer therapie kam er zu dem ergebnis, dass er damals als kind liebe gesucht hat, sex bekommen hat und nun als erwachsener nicht unterscheiden kann. als jugendlicher wurde er immer als schwuler abgestempelt und angegriffen. darunter hat er sehr gelitten. jetzt fragt er sich, ob damals das verdrängen seiner neigungen anfing.
aktuell ist es so, dass er für sich erkannt hat, dass es für sein weiteres leben notwendig ist, gewissheit zu haben. gezielt begibt er sich in die schwulenszene und fühlt sich sehr wohl dort. das geht jetzt seit einer woche sehr intensiv so. das ding ist, dass er sich eigentlich nicht von mir trennen möchte. es geht nicht darum, mich warm zu halten, falls dieser weg für ihn in eine sackgasse führt. es ist so, dass wir uns lieben. und doch merken wir auch, dass es eine illusion ist, wenn wir glauben, wir schaffen das und es wird alles gut. ich will es nicht wahrhaben, aber es ist wohl eigentlich besser, wenn wir "nur" noch freunde sind. es geht ihm auch nicht vorrangig um sex. und doch hat er in dieser letzten woche bereits sex mit einem mann gehabt. und hat es beschrieben als etwas, das er eher als geben und nehmen bezeichnen würde. (in unserem sexleben gab es nie probleme.)
mir geht es schlecht. er will mir nicht weh tun. und deshalb sollten wir uns trennen. ihm geht es gut. und trotzdem wünscht er sich, dass seine suche nach seinem Ich in einem halben jahr oder so zuende ist und er weiß, dass er mit mir eine zukunft haben möchte.
Danke für euer zuhören. was soll ich denn jetzt machen?