Lieben tangazo,
ja, ich bin 40. Und eigentlich wollte ich nicht so viel über mich schreiben, aber ich muss gestehen, dass ich kaum einen wirklichen Tipp geben kann, ohne meine eigene Geschichte in Betracht zu ziehen. Zu häufig spiegeln sich in Fragen und auch Antworten meine persönlichen Erlebnisse wieder.
Um es gleich vorweg zu nehmen:
Ja, die Lust hält in meiner jetzigen Beziehung an. Allerdings anders, als zu Beginn. Es gibt sowohl einen quantitativen als auch qualitativen Unterschied.
Aber ich glaube, ich beginne mal von vorn:
Mein Ehemann war mein mein erster wirklicher Sexualpartner. Es gab eine andere Begegnung vor ihm, der ich zwar körperlich "beiwohnte" ;-), die ich aber -in Folge extremen Alkoholeinflusses- als ziemlich furchtbar einstufen muss...
Mein Mann hatte reichlich Erfahrung, das wusst ich auch, denn ich kannte ihn schon ein paar Jahre, als wir dann irgendwann ein Paar wurden. Von meiner einen Erfahrung wusste er und so dachte ich, dass er mir bestimmt sagen/zeigen würde, wie "es" denn richtig geht.
Aber auch hier zeigte sich -und das "auch hier" kann ich erst heute beurteilen- dass er viel zu feige war, mir mal zu sagen, was denn gut und was nicht so gut ist. Da ich damals einfach zu jung und auch zu schüchtern war, zudem auch immer ein Problem mit meinem Körper hatte, konnte ich sexuell überhaupt kein Selbstbewusstein entwickeln. Viel mehr empfand ich den Sex mit ihm als "Aufgabe":
Wird er heute zufrieden sein? Mache ich auch alles richtig? Ich will nicht auf der Seite liegen, weil ich dann den Bauch einziehen muss...
Nie gab es auch nur ein einziges Wort zwischen uns, nie auch nur ein Kompliment.
Ich war gefangen in meinen Gedanken, Sex fand so alle 2-3 Wochen statt und ich gestehe, dass ich nach dem ersten Kind genau die Ausrede (fast) aller Frauen auf diesem Planeten hatte "Schatz, ich bin so erschöpft..."
Nun war mein Mann schon vor dem ersten Kind jemand, der sich -unter der Berufung auf die geschlossene Ehe: sein Recht = meine Pflicht- immer wieder mal zwischendurch das nahm, was ihm seiner Meinung nach zustand. Er forderte den Sex zwischen uns mit entsprechendem Druck ein.
Ja, ich habe es ertragen. Es ging. Nein, ich bin nicht zerbrochen, zumindest nicht äusserlich, weil ich einen Weg fand, damit klar zu kommen. Ich entschied mich, dass er in diesen schlimmen Situationen nicht mich meinte.
Eine Trennung wäre für mich nie in Frage gekommen. Es gab mittlerweile zwei Kinder, nach aussen waren wir das perfekte Paar. Beruflich erfolgreich, schönes Haus, bezaubernde Kinder, alles toll.
Was aber innerlich mit mir passierte, war nicht mehr aufzuhalten. Ich entzog mich ihm immer öfter. War nicht mehr greifbar, in Gesprächen (eigentlich waren es mehr Monologe über seine beruflichen Erfolge) waren meine Gedanken ganz woanders. "Hörst Du mir überhaupt zu?!", fragte er ein ums andere Mal. "Ja, natürlich..." "Gut, dann wiederhole, was ich eben gesagt habe..." "?????"
Die Jahre vergingen und mit jeder körperlichen Attacke, mit jeder verbalen Maßregelung, mit jeder Bloßstellung vor Freunden (Habt ihr gesehen, wie unmöglich sie in den kurzen Hosen aussieht? Schatz, zieh Dich mal um, das kann man doch unseren Gästen nicht zumuten!) wuchs die Distanz zwischen uns. Ich entwickelte Strategien, um mich zu schützen. Sowohl meinen Körper als auch meine Seele, aber nein, über Trennung hatte ich nie nachgedacht... Nicht, weil ich böd bin, sondern einfach, weil ich ein Mensch bin, der das, was er angefangen hat, immer zu Ende bringt. Und die Hoffnung, dass alles wieder gut wird (wie ein kleines Mädchen, dass ein Marmeladenglas fallen ließ), gab ich nie auf.
Irgendwann konnte ich an meinem Mann eine Veränderung feststellen. Auch er ging auf Distanz indem er anfing, Sport zu treiben wie ein Irrer. Er verlor viel an Gewicht, machte was aus sich. Hmmm, kein Wunder, er hatte ein Verhältnis. Ich ahnte etwas, er aber verneinte es immer. Irgendwann kam es raus, ich hätte glücklich sein müssen. Aber was passierte? Ich litt wie ein Hund und verstand mich selbst nicht mehr. Diese ganze Geschichte dümpelte so ca 1 Jahr vor sich hin.
Ich lernte, zeitweise allein zu leben, mich auf mich und die Kinderzu konzentrieren. Hilfe bekam ich wenig, meine Eltern meinten nur:"Das haben wir Dir gleich gesagt, dass er ein A**** ist." Tja, damit kam ich auch nicht weiter...
Und dann kam er tatsächlich zurück. Ja, er hätte sich neu in mich verliebt, blablabla, die andere wäre doch nicht das Wahre, er wollte wieder einziehen, alles wird gut. Schlau wie er war, erzählte er das alles vor den Kindern, die natürlich wollten, dass der Papi wieder da ist. Und schwupps, saß er wieder auf der heimischen Couch.
Ich freute mich, dachte ich doch, dass wir nun eine neue Basis hätten. Aber alls kam anders.
Ich hatte über die ganze Zeit soviel über mich gelernt, habe mit Freundinnen und Psychologen gesprochen, war ein anderer Mensch geworden. Ich hatte keinen Respekt mehr, keinerlei Achtung mehr vor ihm. Vielmehr tat er mir Leid. Ich hatte mich abgenabelt, ich war (mit Ende 30!) endlich erwachsen geworden.
Und so begann ich ihm mitzuteilen, was ich wollte und was nicht. Ich stellte Regeln für mich auf. Zeigte ihm Grenzen, entwickelte mich weiter, suchte neue Freunde, entdeckte meine Eigenständigkeit. Er fasste mich wieder an und ich brüllte das ganze Haus zusammen. So hatte ich noch nie reagiert... Endlich konnte er mich mal hören.
Zur Abwechslung ging ich mal aus und er blieb bei den Kindern. Laut beschimpfte er mich als ... und als die Kinder fragten, was das denn sei, sagte ich "Das möchte Euch der Papi erklären, wenn ich gleich weg bin." Er versuchte wieder, meine Freiheit einzugrenzen, kam zum verabredeten Zeitpunkt nicht nach Hause, damit ich nicht wegkonnte. Tja, da saß dann ein Babysitter, als er kam. Ich genoss das Leben.
Und irgendwann lernte ich jemanden kennen. Nein, ich war nicht auf der Suche, sicher nicht. Aber er war auf einmal da und es schlug ein wie ein Blitz. Nie im Leben hätte ich mich auf eine Beziehung einlassen können, denn zu einer Beziehung gehört Sex, und das konnte ich nicht geben. Ich hatte zuviel Angst davor, alles falsch zu machen, ausgelacht zu werden, nicht schön gefunden zu werden. Aber wieder kam alles anders.
Zart war die erste Begegnung, unglaublich liebevoll, vorsichtig tasteten wir uns sowohl körperlich als auch seelisch an einander heran. Wie zwei Teenies beim ersten Mal. Es war himmlisch...
Ich habe nächtelang geweint, habe all meinen Schmerz der vergangenen Jahre herausgelassen, musste nicht mehr stark sein, durfte sein, wie ich bin. Ja, auch auf der Seite liegen und den Bauch nicht einziehen müssen gehörte dazu. Ich war gut so, wie ich war, ich genügte, ich war perfekt, wunderschön, erotisch, sexy...
Und ich lernte mich und meinen Körper kennen (mit Ende 30!!!), ich empfand Lust und Verlangen. Wir machten die Nacht zum Tag, kamen dank der Hormone mit einem Minimum an Schlaf aus. Ich hatte unendlich viel Kraft.
Und so bat ich meinen Mann nur kurze Zeit später zum Gespräch: Es ist aus, ich werde mich trennen. Kein "eventuell" oder "vielleicht", nein, ich habe es festgestellt, es gab kein Zurück mehr. Oh, was habe ich mir anhören müssen:
Beleidungungen der feinsten Art, wie sch***** ich sei, wie häßlich, wie fett (68kg bei 1,70 finde ich nicht sooo fett), blablabla. Er tobte, er fluchte, er drohte, er schlug, er weinte, er bettelte, aber ich blieb hart. Er fragte warum, ich sagte nur "Ich liebe Dich nicht mehr, ich liebe jemand anderen". Nie kam auch nur ein Vorwurf über meine Lippen. Nein, auch ausgerastet bin ich nicht, das brauchte ich nicht, meine Entscheidung stand fest. Ich ruhte in mir, weil ich mir sicher war, nun endlich den richtigen Weg zu gehen.
Das alles ist nun 3 Jahre her. Immer noch gibt es mal Stress mit ihm, aber mehr wegen dem Finanziellen. Ich komme gut mit ihm klar, vielleicht weil ich so glücklich bin und er mir so unendlich Leid tut. Er hat die Beziehung zu seiner Affaire wieder aufgenommen, sie hat ihn zurückgenommen, nachdem er sich auf recht gemeine Weise von ihr getrennt hat. Immer mal wieder erzählt er mir, dass ich eigentlich seine Traumfrau wäre. Hmmm, ich quittiere es mit einem "Ich weiss" und seine Freundin tut mir einfach nur Leid.
Ich lebe mein Leben jeden Tag auf's Neue: für mich, meinen Partner und die Kinder. Sie sind sicher wichtig, aber nicht das Wichtigste (solange alles gut läuft). Sie gehen irgendwann aus dem Haus. Was bleibt dann? Die Partnerschaft. Es wäre falsch, wenn ich erst dann anfinge, mich um meinen Partner zu kümmern, weil ich keinen anderen Focus mehr habe.
Also versuche ich, tagsüber Mutter und abends Frau zu sein.
Und wenn ich Frau bin, haben die Kids Funkstille, dann bin ich die, die ich vor den Kindern war, denn -und das vergessen die meisten Frauen- es gab mich auch schonmal ohne Kinder!
Ich geniesse es, mich als Frau zu sehen. Ich bin sicher nicht verantwortungslos, aber ich gebe mich auch nicht mehr komplett auf. Ich bin so wie ich bin. Mit einer kleinen Rolle am Bauch, einer kleinen Delle am Oberschenkel, mit viel Lust und einem nicht enden wollenden sexuellem Verlangen. Ich kann mich hingeben, ich kann fordern, ich kann zärtlich und leidenschaftlich sein. Ich kann romantische und schmutzige Worte sagen, ich liebe Sex im Dunkeln (nur fühlen, tasten, schmecken), ich liebe Sex im Hellen (ich schaue ihm in die Augen, wenn er kommt), und alles ist gut.
Tangazo, behalte Deine Lust und geniesse sie. Ich freue mich für Dich!
LG,
LaCajita