daliya_11844395So, habe
noch ein wenig recherchiert.
Hier das Ergebnis: (Viel Spaß beim Lesen :-)
Anamnese und Differentialdiagnostik [Bearbeiten]
Wegen der schwierigen Erfassung der Ejaculatio praecox ist eine genaue und gründliche Abklärung der Hintergründe (Anamnese) sowie eine Abgrenzung gegenüber anderen möglichen Störungen (Differentialdiagnostik) notwendig.
Die Anamnese umfasst dabei vor allem eine Befragung nach den sexuellen Vorlieben, Eigenschaften und Problemen des Patienten sowie zu seinem allgemeinen Gesundheitszustand und den genauen Umständen des Ejakulationsprozesses. Je nach Möglichkeit sollte diese Befragung auch gemeinsam mit der Partnerin erfolgen. Auch eine Klärung der sozialen Hintergründe, persönlichen sexuellen Tabus oder die Frage nach sozialen Freizeitbeschäftigungen kann Hinweise auf die Ursachen der Ejaculatio praecox geben.
Neben der Befragung fällt auch einer medizinischen Untersuchung eine wichtige Rolle der Anamnese zu. Zum einen können auf diese Weise tatsächlich vorhandene medizinische Gründe festgestellt oder ausgeschlossen werden, zum anderen bieten sie dem untersuchten Mann die Sicherheit, dass seine Beschwerden ernst genommen werden. Der Patient entwickelt in der Regel selbst eine somatische Erklärung, die ausgeschlossen werden muss, damit eine Therapie Erfolg haben kann.
Eine Differentialdiagnose ist erforderlich, um andere Gründe für die frühzeitige Ejakulation auszuschließen. So müssen von der Ejaculatio praecox vor allem unterschieden werden:
* Die Ejaculatio diurana spontana, also die spontane Ejakulation im Wachzustand ohne besondere Reizung. Diese ist besonders bei Jugendlichen während der Pubertät häufig.
* Präejakulative Sekretion, also der Austritt von Sekret aus dem Penis, bevor es zur eigentlichen Ejakulation kommt.
* Spermatorrhö, der unkontrollierte Ausfluss von Sperma aus dem Penis. Dies kann vor allem bei älteren Männern auftreten.
* Ejakulationen, die allein durch die Phantasie des Mannes induziert werden.
Therapie [Bearbeiten]
Überblick [Bearbeiten]
Im Zentrum der Behandlung stehen - vor einer evtl. medikamentösen Therapie - folgende Punkte:
* Miteinbeziehen der Partnerin (das ernsthafte Auseinandersetzen mit der Störung und das gemeinsame Herangehen an das Problem führt in einigen Fällen bereits zum Erfolg und unterstützt alle weiteren Maßnahmen positiv)
* Erfolgsdruck minimieren (erster Schritt: Sex ohne Geschlechtsverkehr)
* Junge Männer: teilweise deutlich verzögerte Ejakulation nach vorangegangener "präventiver" Ejaculation. Diese "vorbeugende" Maßnahme ist zumindest bei unter 50-jährigen Männern einer pharmakologischen Therapie (z.B. mit SSRI's [das sind ganz bestimmte moderne nebenwirkungsarme Antidepressiva] oder mit Lokalanästhetika) vorzuziehen.
Für die meisten Fälle von Ejaculatio praecox kommt als Sexualtherapie vor allem eine Sensibilisierung für den Ejakulationszeitpunkt in Frage. Über verschiedene Techniken sollen die betroffenen Männer lernen, den Prozess bis zu dem Zeitpunkt, der als Point of no return bekannt ist, wahrzunehmen und ihn zu beeinflussen. Vor allem die Squeeze- und die Stopp-Start-Methode nach Masters und Johnson haben sich in der Behandlung bewährt, auch diese sind allerdings nicht unumstritten.
Squeeze-Methode [Bearbeiten]
Bei der Squeeze-Methode soll der Mann zuerst über ein Sensualitätstraining seine Erregung bewusster wahrnehmen. Danach erlernt er, den Zeitpunkt der ungewollten Ejakulation genauer wahrzunehmen und in einem weiteren Schritt zu beeinflussen. Im optimalen Fall wird diese Methode in der Paartherapie eingesetzt, das bedeutet, dass die Frau dem Mann bei der Erfahrung hilft. Bei all den Techniken darf die Frau natürlich nicht nur als Werkzeug dienen, der Mann sollte im Gegenteil eine besondere Aufmerksamkeit auch auf die Erfüllung ihrer sexuellen Wünsche legen.
In einem ersten Schritt wird der Mann durch die Frau in einem Petting stimuliert, so dass eine Erektion zustande kommt. Nun wird der Penis weiter zärtlich gestreichelt und massiert, bis der Mann das Gefühl hat, dass eine Ejakulation bevorsteht. Durch einen Druck über mehrere Sekunden wird der Penis nun von der Frau oder dem Mann mit den Fingern gequetscht, wodurch der Ejakulationsdrang nachlässt. Nach etwa 20 Sekunden erfolgt eine erneute Stimulation. Insgesamt sollten sich Stimulation und Squeeze-Technik über einen Zeitraum von etwa 20 Minuten abwechseln.
Wenn der Mann anhand der Squeeze-Technik gelernt hat, über den Zeitpunkt der Ejakulation Kontrolle zu erlangen, sollte diese durch eine passive Einführung in die Vagina der Frau weitergeführt werden. Zu diesem Zweck hockt sich die Frau über den Mann und führt den erigierten Penis in ihre Vagina ein, ohne durch Beckenbewegung eine gesteigerte Erregung zu bewirken. Kommt es auch hier zu einem Ejakulationsbedürfnis, wendet die Frau auf den Hinweis des Mannes erneut die Squeeze-Technik an. Danach führt sie den Penis wieder ein und der Vorgang beginnt von neuem und kann bei zunehmenden Fortschritten auch von Beckenbewegungen durch ihn weitergeführt werden. Gelingt es ihm auch hier nicht, seine Ejakulation zu kontrollieren, sollte in einer letzten Phase der Geschlechtsverkehr in seitlicher Lage ausgeführt werden, da hier die besten Möglichkeiten zur Reaktion auf die Erregung bestehen.
Stopp-Start-Methode [Bearbeiten]
Für viele Männer ist die Stopp-Start-Methode besser geeignet als das Squeezen, da es der "normalen" Stimulation beim Geschlechtsverkehr deutlich ähnlicher ist. Auch hierbei soll gelernt werden, die eigene Erregung besser wahrzunehmen. In einem ersten Schritt masturbiert der Mann alleine (also ohne Erfolgsdruck durch die Partnerin) und stoppt die Masturbation jeweils kurz vor der kritischen Schwelle, dem "Point of no return". Dieses Stoppen und Starten wiederholt er über einen Zeitraum von etwa 15 Minuten. Sobald er sich dabei einigermaßen sicher fühlt, kann er in einer zweiten Stufe den Geschlechtsverkehr mit einbauen: Der Mann sollte dann der Frau bei einem erhöhten Ejakulationsdrang zu verstehen geben, dass eine weitere Stimulation unterbleiben soll (Stopp-Signal), bis er wieder auf einem deutlich niedrigeren Erregungslevel ist. Oft wird als Brücke zwischen den beiden Stufen auch empfohlen, die Onaniertechnik vor dem Point of no return zu variieren (z.B. andere Hand nehmen, anderen Rhythmus etc.) und so die Stimulation über einen noch längeren Zeitraum durchzuhalten (Dieme 2003, Pfreunder 2005). Erst danach sollte man zum echten Geschlechtsverkehr übergehen. Durch diese Zweistufigkeit können in der Regel sehr gute Erfolge erzielt werden.
Medikamentöse Behandlung [Bearbeiten]
In Fällen, in denen eine Psychotherapie ebenso wie eine Paartherapie erfolglos sind, können auch Medikamente eingesetzt werden, die den Orgasmus verzögern sollen. Als Mittel stehen in diesen Fällen lokale Betäubungsmittel, Psychopharmaka sowie Medikamente mit ejakulationshemmenden Nebenwirkungen zur Verfügung.
Als lokale Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) wirken verschiedene Sprays und Salben, die die Erregbarkeit des Penis herabsetzen sollen. Als Wirkstoffe werden dabei etwa Lidocain oder Prilocain genutzt. In der Praxis gibt es mit diesen Mitteln Erfolge, bei denen Patienten nach der Anwendung von einer Orgasmusverzögerung von bis zu acht Minuten berichteten. Problematisch hierbei sind allerdings alle Orgasmusreize, die nicht von der direkten Stimulation des Penis ausgehen und entsprechend im Gehirn verarbeitet werden. Der Ejakulationsreiz bleibt entsprechend unvermindert bestehen. Auch dauert eine Anwendung in der Regel etwa 20 Minuten bis zur Wirkung des Mittels und kann im Verlauf des Geschlechtsverkehrs oder in der Folge auch die Genitalien der Partnerin betäuben. Um diesen Nachteil zu vermeiden, haben Hersteller von Kondomen Produkte entwickelt, die das Betäubungsmittel auf der Innenseite des Kondoms tragen. Somit kann erreicht werden, dass nur der Kondomträger im Empfindungsvermögen eingeschränkt wird, die Partnerin den Sex jedoch unbeeinträchtigt empfinden kann.
Psychopharmaka, also Medikamente, die direkt auf die Gehirnaktivität wirken, stellen zum Beispiel Thioridazin, Clomipramin und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) dar. Ursprünglich fielen bei dieser Substanzgruppe eine verminderte Libido und Erregbarkeit als Nebenwirkungen auf - Effekte, die man teilweise erfolgreich in der Therapie der Ejaculatio praecox einsetzen konnte. Weitere Nebenwirkungen wie z.B. Übelkeit und Kopfweh kommen bei dieser Therapie häufig hinzu. Nachteilig sind neben dem hohen Preis auch die bisher lange Halbwertszeit und damit verbunden schlechte Flexibilität in der Dosierung. In Zukunft kommen wohl kurz wirksame SSRI zum Einsatz: Der neue Wirkstoff Dapoxetin ist bereits in der Erprobungsphase.
Weitere Medikamente, die nachgewiesenermaßen als Nebenwirkung die Ejakulationsmöglichkeiten hemmen: verschiedene Alphablocker wie Phenoxybenzamin, Betablocker und trizyklische Antidepressiva wie Clomipramin. Die Verzögerung des Orgasmus beträgt bei diesen Präparaten etwa fünf Minuten, allerdings müssen sie zwei bis sechs Stunden vor dem erwarteten Geschlechtsverkehr eingenommen werden.
Bei allen Formen der medikamentösen Behandlung bleibt eine Heilung der Ejaculatio praecox allerdings aus, das Problem besteht nach dem Absetzen der Medikamente weiterhin. Hinzu kommen mögliche negative Nebenwirkungen der Präparate, weshalb eine medikamentöse Behandlung erst als letztes Mittel eingesetzt werden sollte.
Auch wenn der Ejaculatio praecox eine organische Störung zugrundeliegen könnte, spielt eine psychische Komponente sicher eine zentrale Rolle; durch medikamentöse Ansätze wird zwar primär das Symptom als solches behandelt, durch den Wegfall der psychischen Komponente (Unsicherheit, Stress) kann dadurch aber langfristig mit einer Heilung gerechnet werden.