Ich bin 26 und will mich kurz fassen: Ich empfinde mich selbst alles andere als normal. Ich weiß, normal ist ein Unwort, das keiner definieren kann, aber wenn ich "normal" an der Allgemeinheit festlege, weiche ich erheblich davon ab. Und leide oft darunter.
Aber wo fange ich an...
Ich bin, seit ich mich erinnern kann, sexuell aktiv. Natürlich als kleines Kind eher im Kopf als tatsächlich. Aber hätte ich im Alter von fünf Jahren schon jemanden gefunden, der mich nimmt, hätte ich das geil gefunden. Bis heute kann ich mir nicht erklären, woher das kam, woher ich bereits wusste, was Sex ist. Ich wusste nur, dass ich es will. Ich wollte Sex mit einem erwachsenen Mann. Als ich 10 war hatte meine Mutter einen neuen Freund, den ich dann auch verführt habe. Wir hatten insgesamt 8 Jahre sexuelle Handlungen durchgeführt. Auch aus heutiger Sicht bin ich mir sicher, der Mann war nicht pädophil. Er hat mich nicht als Kind gesehen, sondern als Erwachsene. Und der Impuls ging stets von mir aus, ich wollte es so. Aber warum?
Mit 13 machte mir dann mein 3 Jahre älterer Bruder Andeutungen, dass er Sex mit mir will. Ich habe zugestimmt und ein halbes Jahr lang hatten wir regelmäßig Sex, er war mein erstes richtiges Mal, und von da an habe ich dann auch meinem Stiefvater erlaubt, "weiter" zu gehen. Ich habe mich dafür jahrelang geschämt und vor mir selbst geekelt, dass ich es so nötig habe. Eine Beziehung hatte ich bis zu meinem 19. Lebensjahr nicht, ich war immer schon sehr zurückgezogen und hatte auch keine Freunde, eher im Gegenteil. Ich wurde von allen in der Schule gemobbt, sodass ich nach der Schulzeit nur noch meine Ruhe wollte. Das Wort Liebe habe ich weder hören noch schreiben noch aussprechen können, so fremd war es mir. Meine Eltern leben getrennt und waren schon immer alles andere als mein Rückhalt. Das Verhältnis war immer schon angespannt, also habe ich von kleinauf nur Ablehnung erfahren und das Gefühl gehabt, ich muss nützlich sein, um Wert zu haben. Mein Bruder war immer der Überlegenere und hat verhindert, dass ich meine eigene Persönlichkeit und Meinung entwickeln konnte. Bis ich 19 war, war ich quasi eine Kopie von ihm. Erst als ich meinen ersten festen Freund hatte und ausgezogen bin, hat sich mein Leben langsam verändert. In den letzten 7 Jahren bin ich eine eigenständige, wenn auch immer noch emotional abhängige Person geworden, die nicht nur eine Meinung hat, sondern diese auch äußern kann, ohne Rücksicht darauf, wem es (nicht) gefallen könnte. Ich bin offener geworden, aber lebe dennoch sozial sehr zurückgezogen. Die wenigen Freunde die ich habe, leben überall auf der Welt außer in meiner Nähe. Mit anderen Mädels verstehe ich mich prinzipiell garnicht, ich komme nur mit Kerlen klar. Dadurch ergibt sich auch, dass mein Verhalten untypisch für Frauen ist und mein Verstand eher "männlich" funktioniert. Und überhaupt habe ich, wenn ich so zurückdenke, mich immer schon mehr mit dem männlichen Geschlecht gemessen, als mit dem weiblichen. Es ist jedoch nicht so weit, dass ich mich mit meinem Geschlecht unwohl fühle. Ich glaube, ich bin eher geschlechtsunspezifisch. Manchmal frage ich mich, ob mein heutiges Verhalten immer noch auf meine Vergangenheit zurückzuführen ist, die ich mittlerweile erfolgreich aufgearbeitet habe, wenngleich auch eine Frage stets offen geblieben ist: Warum? Warum war ich schon immer so? Dass ich verhaltensauffällig war, fiel meinen Lehrern schon in der ersten Klasse auf (im Kindergarten war ich nicht). Man schickte mich zu einem Kinderpsychologen mit Verdacht auf frühkindlichen sexuellen Missbrauch, wobei ich aber bestätigen kann, dass nichts in der Art vorgefallen war. Können Kinder einfach so von selbst sexuell aktiv werden? In die Pubertät kam ich ganz normal mit 10-11 Jahren, auch meine Periode bekam ich gewöhnlich mit 13. Also keine Frühreife. Oder doch? Ich will wissen, woher das kommt, damit das letzte Puzzleteil passt.
Bitte kommt mir nicht mit Psychologischer Hilfe, dergleichen habe ich alle durch, in verschiedener Form, und nie hat es in irgendeiner Form geholfen. Manchmal wurde ich von den Gesprächen erst so richtig depressiv.
Was ich mir wünsche, sind Vermutungen oder gar ähnliche Erfahrungsberichte, die mich auf eine Antwort bringen könnten.
Nun ist dieser Beitrag doch viel länger geworden als geplant, daher danke, wer sich die Mühe gemacht hat, bis hierher zu lesen. Ich freue mich auf Kommentare.
Lainy